Die vollelektronischen Editors, die wir alle für ‚Papillon’ oder ‚Eat Raw Meat = Blood Drool’ lieben gelernt haben sind zurück mit ‚The Weight Of Your Love’, ein Album das wieder ganz anders sein will als sein Vorgänger. Nicht nur vom Farbschema her ähnelt es dem Erstlingswerk ‚The Backroom’, sondern auch die Alternative-lastige Grundstimmung kommt hier wieder durch. Zugegeben, das ist mal wieder die halbe Wahrheit, denn ‚Sugar’ als bestes Beispiel übernimmt schon fast Big-Beat-gepimpt mit seinem an Björks ‚Army of Me’ erinnernden Intro die Brücke zum letzten Output der Band vor drei Jahren. Tom Smith klingt stark und düsterer denn je zuvor. Schon früher wurden den Editors Ähnlichkeiten zu Joy Division, U2 und Vertretern aus dem New Wave Gitarren-Lager nachgesagt. Mit Songs wie ‚A Ton Of Love’ oder ‚The Weight’ untermauert die Band diese Aussagen ohne dabei zu sehr auf ihre mutmaßlichen Idole zu schielen. Langsam geht jedoch auch, und so wird mit eindrucksvoller Kopfstimme und opulenten Streicher-Passagen ‚What Is That Thing Called Love’ eine Brit-Pop-Ballade par excellence abgeliefert, die auch The Verve hätten schreiben können. ‚Honesty’ schließt im selben Muster an und ‚Nothing’ macht den Hattrick komplett. Während ‚Formaldehyde’ erstaunlich pop-geprägt überrascht hat ‚Hyena’ wieder die Alternative-Attitüde, die Songs wie ‚Munich’ und ‚Camera’ groß gemacht hat. Übergreifend steht den Gitarren diesmal wieder ein sehr viel stärkerer Part zu als beim letzten Album und bei ‚The Phone Book’ kann man Smith schon fast eine Whiskey-Stimme bescheinigen. Wo ‚In This Light’ sofort durch Innovation und mit Überraschungsmoment überzeugte, fragt man sich bei ‚The Weight Of Love’ zunächst wie viel History-Repeating sich hier eingeschlichen hat. Definitiv eine ganze Menge, jedoch in einer angenehmen Art und Weise, ausgestaltet mit dem eigenen Momentum und der eigenen Band-Philosophy. Ein Grower also und kein Smasher. Wer die notwendige Geduld mitbringt sich durch mehrmaliges Durchhören überzeugen zu lassen wird eindeutig dafür belohnt werden, denn wo eine einst einzigartige Band namens Coldplay eindeutig mit ‚Mylo Xyloto’ in die Kommerzfalle gelaufen ist, vermeiden Smith und Konsorten genau diese Gefahr.