Echt harter Stoff! Joni Voids zweite VÖ "Mise En Abyme"

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„Mise En Abyme“ ist das zweite Album von "Joni Void", dem Electronica-Plunderphonic-Projekt des französisch-kanadischen Produzenten "Jean Cousin", nach seinem erfolgreichen und gefeierten Debütalbum „Selfless“ aus dem Jahr 2017. Es ist purer Musique Concrète Avant-Pop, inspiriert von analogen Tonbandpionieren und wird am 29. März 2019 via Constellation erscheinen.
 
„Mise En Abyme“ bezieht sich auf die ästhetische Technik, eine Kopie in das Werk selbst, eine Geschichte in einer Geschichte zu legen, als Metafunktion, die darauf abzielt, das Objekt auf explizit konzeptuelle Weise wieder auf das wahrnehmbare Subjekt zu reflektieren.  Populäre Bildbeispiele sind die Etiketten auf den Käseschachteln von La vache qui rit oder die historischen Werbeplakate des niederländischen Droste-Kakaos. Abgeleitet von der Kakao-Verpackung wird mise en abyme umgangssprachlich auch als Droste-Effekt bezeichnet.
 
Cousin spielt auch mit der wörtlichen Etymologie des Begriffs – „placed into abyss“ - und ruft die rekursiven Neurosen von Identität und Selbstbewusstsein, die Lücke des Sehens/Gesehens-werden und der Projektion/Inspektion hervor; die Metaphorik zwischen zwei Spiegeln, die in raumzeitliche Desorientierung durch Reflexionen getaucht und zu einem unmöglich unendlichen Fluchtpunkt multipliziert wurde.
 
Cousin kämpfte mit einer Kaskade von Herzschmerz und Diskontinuität im vergangenen Jahr und bezeichnet das neue Album daher auch als „Zeitreisexperiment“, indem er Geräusche von Geräten und Quellen von der Kindheit bis zur Gegenwart (Telefone, Kameras, Videospiele, Heimvideos) sammelte, um subjektive Erinnerungen, Geschichten und „regressions through former selves“ durch Eintauchen in das Potenzial der meist wortlosen Stimmen anderer wiederzufinden und neu zu gestalten. Die daraus resultierenden Klangbilder vermitteln formal abstrakte Versetzungen und hochemotionale Wärme, Innerlichkeit, Menschlichkeit und Spezifität zugleich.
 
Die erste Hälfte des Albums hebt diese Werke besonders hervor - die „mit Menschen“ Hälfte des Albums, vollgepackt mit kontemplativen, melancholischen Songs, die jeweils eine dekonstruierte Performance einer anderen Frauenstimme zeigen, die in unterschiedlichem Maße mit additiven rhythmischen und strukturellen Schichten angetrieben wird.
 
Die zweite Hälfte ist die „Isolations“-Hälfte: Vokalproben treten weiterhin auf, darunter Cousins eigene Stimme auf „Voix Sans Issue“ und seine eigenen Texte auf dem computervertonten Text-to-Speech-Sprachwort des selbstkonfessionellen „Deep Impression“ - aber die kontrastierende Stimmung ist klaustrophobischer, ängstlicher und fiebriger.
 
„Mise En Abyme“ endet mit einem Rückblick auf Cousins Keyboard-basierte Arbeiten als johnny_ripper auf dem wunderschönen Rhodes-Stück „Persistence“, während der abschließende überschwängliche maximalistische Jam von „Resolve“ jeden vorherigen Song passend sampelt und das Album in eine selbstreferenzielle rekursive Sequenz einbindet.

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