Ein Phänomen zieht sich bereits seit ca. zwei Jahren durch die Branche: der große Ausverkauf vor dem totalen Download ist angesagt. Das hat einerseits etwas vom gnadenlosen Ausschlachten andererseits muss man zugeben, dass dabei auch einige kleine Juwelen ans Tageslicht kommen, die der Fan sich bereits deutlich früher gewünscht hätte. Dazu kommt dass die Deluxe Editions, dieser Name hat sich inzwischen durchgesetzt, oftmals recht günstig zu haben sind. Wie gesagt, die Plattenfirmen scheinen kapiert zu haben, dass man mit Value for Money deutlich weiterkommt. Auch die EMI hat dieses Konzept aufgegriffen und den Radiohead Katalog im letzten Jahr ähnlich luxuriös wieder aufgelegt, wie dies gerade mit den Duran Duran Alben passiert. Nachdem im letzten Jahr bereits ‚Rio’ mit Bonus Disc veröffentlicht wurde, gehen nun das selbstbetitelte erste Album und der ‚Rio’-Nachfolger ‚Seven And The Ragged Tiger’ an den Start. Hierbei ist jeweils eine 2 CD Digipak-Edition zu haben oder eine 2CD+DVD Special Edition. Zur Rezension liegen die beiden Digipak-Editions vor. Und was man so bzgl. des Debuts ausgegraben hat lässt sich inhaltlich sehen. Neben dem Original-Album bekommt der Fan achtzehn Bonustracks serviert, von denen zwölf bisher noch unveröffentlicht waren. Neu war mir, dass es neben den Night Versions auch noch Night Mixes von den beiden Singles ‚Girls on Film’ und ‚Planet Earth’ gibt. Interessant für den Sammler, zu viel des Guten für den zwischendurch-Hörer. Was bei dieser 2CD-Zusammenstellung überzeugt ist die Mischung: B-Sides, Mixes, Demos und Live-Tracks. Zwar gibt’s damit ‚Girls on Film’ gleich viermal, aber man kann die Bonus CD komplett durchhören ohne gelangweilt zu werden. Bei so viel Lob muss nun aber auch der Tadel folgen: das Remastering des Original-Albums ist grottig und stümperhaft. Zu laut ausgesteuert und mit Anfängerfehlern wie bspw. dem folgenden: Bei 'Girls on Film' hört man bereits vor dem eigentlichen Kamera-Klicken dasselbe als Echos aus dem Hintergrund. Was ist da passiert? Da die Bonus-Tracks, und gerade die erstmals veröffentlichte Vocal-Version von ‚Tel Aviv’ auch klanglich akzeptabel sind, ist eine Wertung im Mittelfeld zu vertreten. Anders sieht das beim Zwillings-Release ‚Seven And The Ragged Tiger’ aus, der leider klanglich noch schlechter und ohne inhaltlich Neues ganz und gar nicht überzeugen kann. Fraglich ist allerdings, wie so oft, warum man überhaupt zwei verschiedene Releases auf den Markt wirft, denn wer kauft solche Releases: der dedizierte Fan! … und der lässt sich dann doch die DVD und die nett aufgemachte Box nicht entgehen!