Epischer, keyboardlastiger und so gar nicht old-schooliger Blackmetal im Doppelpack – so liegen 2 Veröffentlichungen auf meinem Schreibtisch, die sich trotz ähnlicher Genrebezeichnung gänzlich voneinander unterscheiden. Und weil Sommer ist und man da in den Süden fährt beginnen wir mit dem italienischen Beitrag: Bevor der italienische Vierer sich an sein Debut setzte holte man sich aus vier Richtungen die Ideen, die es brauchte um ein solches Feuerwerk zu zünden. Was da auf "De ferro italico" abgeliefert wird ist eine wohlige Mischung aus Pagan- und Humpametal aus dem Hause Finntroll, epischen und folkigen Anteilen der Marke Suidakra, den Keife-Orgien älterer Cradle of Filth und im speziellen eine Marschrichtung, die ich schon eine Weile nicht mehr gehört habe: wer sich noch an die Alben "Battle Magic" oder "Atlantis Ascendant" der Engländer Bal Sagoth erinnert, der kann erahnen, was hier Sache ist. Es wird gejohlt und geschrieen, Kampf- und Naturgeräusche untermalen das Geschehen und die Stimmung ist eher positiv enthusiastisch. Die Musik selbst ist ist vor allem abwechslungsreich und der Hörer muss schon eine Menge Good-will mitbringen, wenn es ums Thema Kitsch und Pomp geht. Aber es muss ja auch eine Zielgruppe geben, die eben nicht true, böse und scheppernd haben wollen. Und da Bal Sagoth auf ihrem letzten Album vor 6 Jahren den Spaß und die Spielfreude am musikalischen Irrsinn missen ließen können Draugr diese Lücke schließen. Es ist einfach eine Freude, das fröhliche Geholze zu verfolgen. Nicht immer zielsicher bei der Melodie- oder Spannunggsboenwahl aber nie schlecht oder abschreckend wird hier dem Kitsch gefrönt. Und durch die Einbeziehung der Elemente aus anderen Richtungen wirken die Italiener nicht wie eine Bal Sagoth Kopie und ihre Musik bekommt ein eigenes Gesicht. Und spielerisch und produktionstechnisch auf jeden Fall klasse. Ein klasse Album für alle Metaller ohne Scheuklappen. Wer Black Metal auch mal nicht ganz so ernstnehmend genießen kann und mit den oben angesprochenen Bands zumindest ansatzweise etwas anfangen kann, der sollte ich auf "De ferro italico" stürzen. Es könnte viel Freude bedeuten und man tut einer Band etwas Gutes, die alles in Eigenproduktion durchgezogen hat und denoch auf hohem Niveau mitspielt.