In meinem kühnsten Träumen hätte ich es nicht erwartet, aber Mozart gesteht, dass ihm das Nullniveau nicht mehr reicht für sein neuestes Opus: er sieht das Werk gleich unter dem Meeresspiegel, genauer sogar auf Grund. Willkommen beim fünften Elektrospass mit Mozi, willkommen bei einer weiteren Runde "akustischer Autounfall - man will weghören, kann aber nicht". Dracul kann man ja ähnlich etabliert ansehen wie das eigentliche Hauptprojekt Umbra et Imago (das meinem Gefühl nach immer mehr aus den Köpfen der Szene verschwindet). Bevor es ans Eingemachte geht und ich den 'Genuss' der Texte beschreibe muss ich der Musik einen Absatz schenken und auch den verdienten Blumentopf: wie auch in all den Jahren zuvor beweist Mozart, dass er Feines hervorbringt, wenn sein Mund geschlossen bleibt: Elektro und Wave mit härteren E-Gitarren und einem schönen Flow - da hätte echt was draus werden können (so geht es mir aber schon seit jeher mit seinem Gesamtwerk). Das Titelstück baut den Sonar gekonnt ein, "Follow me" ist ein smoothes Wavestück und "Entspannung" überzeugt mit gregorianischen Chören. Alles in allem also gehobene Standartmucke mit Potenzial nach oben wenn die Vocals stimmen. Tun sie nicht. Oder eben doch, wenn man Mozi gut/witzig findet. Mozarts Gesangskunst ist ein Fall für sich - positiv kann man sagen, dass er sich traut, seine Ideen einfach in die Tat umzusetzen. Singen, röcheln, diabolisch lachen und schreien macht der Meister selbst, ob es gut klingt oder nicht. Meist nicht. Zum 'Blutengel'igen Sound passend hört man oft holde Maiden zierzen und Respekt: sie treffen die Töne so oft wie Mozi selbst: Selten. Dann sind da die Texte, die von egal ("Follow me" ist einfach ... egal), über lahm ("Auf Grund" hinterlässt Fragezeichen, es fehlt alleine das Interesse an Erklärung) bis hin zu fragwürdig ("Heil-Kräuter" darf man gerne als schön provokant betiteln, doch was soll die Reichskoketterie ohne rechte (hihi) Auflösung). Im "Wutlied" zeigt Mozi, wie hart er sein kann, wenn er verzerrt Schnodder hochzieht und immer wieder "Ich verachte euch alle" spricht (siehe Link). Und nur der Meister selbst kombiniert Donna Summers "Feel the love"-Melodie mit Kambodschas "Killing Fields" ohne rot zu werden. Übrigens hört man immer noch gekonnntes Ignorieren des Reimschemas durch Einsatz viel zu langer Worte (Wasserstoff und Willenskraft werden gnadenlos zweisilbig behandelt). Öhm ja: ich hatte meinen Spaß, denn Trash zaubert der Meister auch im hundersten Jahr seines musikalischen Schaffens wie sonst kaum jemand. Wer also mal wieder eine Packung Mozartkugeln möchte, der kann Auf Grund bedenkenlos kaufen, denn es ist wieder ein verstörend schlechter Spaß mit netten Melodien. Ein ernstgemeintes Lob geht aber nicht. 4,5 Punkte für den Sound, 10 Punkte Abzug für die Vocals und 9 (wirklich ernstgemeinte) Pluspunkte für den Trashfaktor ergeben 3,5 Punkte - und ja, ich mag Mozi's Mucke wirklich gerne.