Down Below – seit dem Bundesvision Song Contest 2008 auch in herkömmlichen deutschen Wohnzimmern bekannt und in Anbetracht ihres beachtlichen dritten Platzes scheinbar nicht ganz unbeliebt. Doch vielen Musikliebhabern der schwarzen Szene dürften die vier Musiker aus Dessau/Rosslau in Sachsen-Anhalt auch vorher schon ein Name gewesen sein. Spätestens seit dem letzten Festival-Sommer in dem das Quartett auf namenhaften Festivals, wie Rock am Ring, dem M’era Luna in Hildesheim oder dem Amphi-Festival in Köln, gewaltige Erfolge feiern durften. 2003 im stillen Kämmerlein gegründet, damals noch vor der Moritzbastei zu Leipzig für Passanten gejamt, tourten sie doch Jahre später bereits mit Größen wie Schandmaul oder Unheilig durchs Lande und nahmen mit u.a. Projekt Pitchfork an der Orkus-Tour teil, sodass sie schließlich vom Major-Label Universal aufgenommen wurden. Die Band bedient sich gerne dem Stilmittel der ägyptischen Mythologie und baut diese Steine sowohl in ihre Musik als auch in ihre optische Präsentation ein. Sänger Neo Scope beschreibt seine Bühnenidentität selber als Schutzrolle, quasi als Ventil um sich exzessiver darstellen zu können. Mit dem zweiten und aktuellen Werk „Sinfony 23“, das am 29.Juli 2007 in seiner ersten Version erschien, bedienen sie sich einem weiteren favorisierten Element – der Mehrdeutigkeit. Für was steht der Titel „Sinfony 23“? Es ist ein Wortspiel und besteht aus „Sin“ (Sünde), „Symphonie“ und der Zahl „23“, welche für die 23 Chromosomenpaare des Menschen steht. Im Vergleich zur ersten Schreibe, wirkt „Sinfony 23“ aber etwas weniger mystisch – was nicht unbedingt ein Kritikpunkt ist, da ein „vollgepackt“ ganz schnell zu einem „überladen“ werden kann. Es ist nicht schwer zu hören, dass es sich hier um eine musikalische Weiterentwicklung handelt und das Projekt Down Below zur festen Band herangereift ist. Der neue Silberling hört sich um einiges futuristischer und elektronischer an. Zugleich liefert er uns aber auch einige sehr softe Pop-/Rocknummern. Besonders die Gitarrenriffs und deep vocal Passagen lassen sehr oft an die Finnen von „HIM“ erinnern. Glücklicherweise gibt es einige Nummern, die es wieder rausreißen können und damit Down Below nicht direkt in die Kitsch-Teenie-Ecke drängen. Gleich der Opener „From the highest point“ erweckt das Gefühl, diesen Song schon mal gehört zu haben. Ob man dies als positive Eingängigkeit oder als schlechte Imitation deuten will, soll der kritische Hörer selbst entscheiden. Fakt ist, das Stück geht sofort ins Ohr und lässt einen gleich im Booklet nach den Lyrics blättern. Eines der gelungensten Stücke ist der dritte Track „Private Soul Security“. Die zu Beginn relativ durchschnittliche Nummer entwickelt sich bereits nach einigen Momenten zu einem echten Leckerbissen und findet sicherlich seinen Weg in das ein oder andere emotionsgeladene (oder –suchendes?) Herzl. Spätestens jetzt wird das Interesse geweckt der Scheibe noch ein paar Klänge zu entnehmen. Stimmlich ist Neo Scope unter „Gesangsexperten“ vielleicht kein Glanzpunkt. Aber es reicht allemal um uns mit dem darin liegenden Gefühl zu betören. Der Schmachtfetzen „Down Below“ beweist dies zugenüge. Das nächste rausstechende Stück ist leider erst die neue Singleauskopplung „Sand in meiner Hand“ und gehört mit Abstand zu den besten Tracks der CD. Dieser Song ist einfach nur ideal um durch das Wohnzimmer zu tanzen, mit dem Duschkopf um die Wette zu singen und die Nachbarn in die Weißglut zu treiben. Dafür gibt’s zwei Daumen! In Anbetracht der Tatsache, dass dies die einzigst deutsche Nummer auf „Sinfony 23“ ist, fällt mir doch eins von Dieter Bohlens Lieblingszitaten ein: „Singt doch mal mehr deutsche Songs!“ Das eingangs für Freude sorgende „Private Soul Security“ befindet sich als Abschluss noch einmal als elektronischer Remix am Ende des Longplayers, kann dem Original aber nicht annähernd das Wasser reichen. Fazit: „Sinfonie 23“, welches am 15.Februar 2008 mit vier weiteren Songs auf ein Neues veröffentlicht wurde, hält den einen oder anderen Ohrenschmaus parat. Der Großteil der Songs dümpelt aber leider nur im Durchschnitt der Punkteskala umher. Da geht sicher noch einiges mehr!