Wie sehr kann man sich für jemanden verändern, ohne sich selbst zu verlieren? In ihrer vor kurzem erschienenen neuen Single „That’s Your Job“ verhandelt die Essener Indie-Band Dote ihre Selbstzweifel. Es geht um Männlichkeitsideale, die gegen die eigene Identität laufen. Um zwanghaftes Anpassen an Rollenbilder, nur um dem Partner zu gefallen - auch, wenn dabei das eigene Selbstbild zerstört wird. So beginnt der Song bereits mit den Worten: „You are not man enough - She always said but I - Only wasn’t man enough - Because of her sadistic mind - She wanted to be the girl - And wanted me to be the boy

Synthesizer drücken sich gegen einen treibenden Bass, die Stimmung ist düster, melancholisch, artifiziell. Und doch packt es einen umgehend. Das Bein wippt. Für „That’s Your Job“ bedienen sich Dote  erneut in ganz verschiedenen Schubladen: Ein Synth-Pop-Einschlag hier, ein RnB-Schlenker dort. Typisch für diese Band, möchte man fast meinen. Genau wie lässige, selbstbewusste Stilsicherheit, die sich nicht nur musikalisch niederschlägt: Im Video zu "That's Your Job" tasten ruhige Kamerafahrten männliche Modepuppen und die Bandmitglieder in überraschenden Perspektiven und eleganten Spiegelungen ab - und sorgen damit für subtile optische Querverweise zur inhaltlichen Botschaft der neuen Single.

Dote selbst sagen, sie sind Coming-of-Age-Indie. Die Vier haben sich im Schulchor ihres Gymnasiums kennengelernt. Jetzt sind sie Anfang 20 und plötzlich erwachsen. Oder zumindest irgendwie sowas in der Art. Man kann in ihren Songs Referenzen an die großen Indie-Bands dieser Zeit finden: Ein bisschen The 1975, ein kleines Stück Wallows auch. Und doch klingen Dote wie keine andere deutsche Indie-Band. Selbstbewusst erfinden sie sich aus vielen Genres einfach ein neues, machen ihre Adoleszenz kurz zum Ohrwurm und gehen dann eine rauchen. Es ist Ambivalenz-Pop. Jugend, das große Thema dieser Band, ist beschissen und großartig, peinlich und beneidenswert, für immer und schon lange vorbei. Metaphorische Zerrissenheit, die man Dote wortwörtlich anhören kann, denn Dote hat zwei Sänger: Da ist Jonah mit seinem dunklen, vibrierenden Gesang und Lukas mit seiner hellen, poppigen Stimme. Beide sind Frontmann, also ist keiner Frontmann. Dote stellen nicht nur optisch das Konzept der klassischen Band radikal in Frage. Auch die Songs klingen ungewohnt reduziert. Jeder Sound hat seinen festen Platz, kein Instrument ist da ohne Grund.