Die Essener Indie-Band Dote vertont mit ihrer neuen, auf Chateau Lala veröffentlichten Single „Liar" das Ende einer toxischen Beziehung und zeigt dabei erstmals, dass sie keine Angst davor hat, laut zu werden, wenn es sein muss. Ende. Sie ist weg. Nicht mehr da. Vergiss sie, sagen die Freunde. Klar. Vergiss besser dich selbst, sagt der Spiegel. Alle Gefühle durchdekliniert. Was bleibt, ist Wut. Ein großer formloser Klumpen Wut. Irgendwo in der Brust, irgendwo zwischen den Knochen, die steif sind von den Lügen. Ihren Lügen. Ist da auch noch etwas von mir? Etwas, das nicht sie entworfen hat? Vielleicht kriege ich sie aus mir heraus, wenn die Schreie nur laut genug sind. Sie wird sie niemals hören.

In "Liar" klammern sich singende Gitarren an nervöse Synthesizer und einen mächtigen, kratzenden Bass. Über ihnen schwebt die Gesangsmelodie, halb gesungen, halb geschrien, zieht die anderen Instrumente immer wieder zu sich, als wäre sie ein Magnet, drückt sie hinunter, die Atempausen sind kurz. "I can’t feel no - I can’t feel no more. Please shoot me down - you’re the liar!" Ganz klar, hier geht es um einen Abschied, nicht um ein „Auf Wiedersehen!“. Um Manipulation und die Leere, die sie hinterlässt.

Wenn Dote, wie sie fest behaupten, ihr Teenager-Dasein in Songs konservieren, dann ist „Liar“ ist ein coming-of-age-Track im besten Sinne. Kein romantisiertes Erwachsenwerden mehr, sondern eines, das plötzlich auch all seine hässlichen Nebenwirkungen zeigt. Eine Sehnsucht nach innerem Frieden, die aber tanzbar bleibt, sich am Ende eher als hoffnungsvolle Zuversicht denn düsterer Fatalismus enttarnt. Und klanglich gleich die Assoziationen zu den ganz großen Indie-Bands der Stunde hervorruft: Ein bisschen The 1975 ist drin, auch zu Wallows oder The Neighbourhood ist es nicht mehr weit.