Für den üblichen Zyklus der Veröffentlichungen Dornenreichs erscheint die nur 12 Monate währende Pause zum Vorgänger "Hexenwind" wie eine Blitzgeburt. das neue Album "Durch den Traum" hat jedoch seinen Ursprung, ebenso wie "Hexenwind", in den Sharrketim-Sessions und ist deshalb ein artverwandter Nachfolger. Eine Veränderung aber ist prägend für "Durch den Traum": Valnes wird nur noch als Gastmusiker aufgeführt, denn er verließ am Anfang des Jahres Dornenreich. So ist Eviga nun allein Herr über die musikalischen Werke Dornenreichs und mit dem neuen Album zeigt er auch sofort seine vertrackte und zugleich verträumte Seite. "Durch den Traum" besitzt noch einen Hauch Black Metal aus den Anfangstagen, stützt sich aber auf absonderlich ruhige Töne. Sich ständig wiederholende Passagen sind das Grundgerüst des Traumgebildes, welches das österreichische Ein-Mann-Projekt filigran und verzweigt aufbaut. So erhält man nicht sofort Zugang zu dieser Welt, sondern muss ihn sich erarbeiten. "Durch den Traum" entfaltet seine schwarzen Flügel erst nach und nach und gibt nur allmählich seine Geheimnisse preis. Es ist eines jener Alben, die sich der eine mit mehr, der andere mit weniger Mühe aneignet und dafür mit etwas Unvergleichlichem belohnt wird. Langsam agierend, leise vor sich hinflüsternd offenbart Eviga seine seltsam anmutende Schöpfung. Zwischendurch bricht es immer wieder aus ihm heraus, Schreie und deftige Gitarrenriffs zerreißen die Idylle. Ganz wie in einem Traum, den man nicht lenken oder dirigieren kann und der manchmal absonderliche Wege einschlägt. Aus diesem Traum möchte man aber so schnell nicht wieder erwachen, denn obwohl "Durch den Traum" für manchen ein hartes Stück Brot sein wird, so ist es dennoch ein künstlerisch äußerst anspruchsvolles und sehr lohnendes Album. Für alle diejenigen, die mit "Hexenwind" etwas anfangen konnten und den musikalischen Wandel Dornenreichs verkraftet haben, dürfte "Durch den Traum" eine willkommene Intensivierung darstellen, ein endgültiges Abtauchen. Laut Eviga soll das Album mit seinen namenlosen Tracks die Essenz der ersten Dekade Dornenreichs darstellen. Das könnte zutreffen, ist aber Interpretationssache. Vielmehr ist dieses Konzeptalbum ein facettenreiches und mystisches Land, dass es zu erobern gilt.