Heute stelle ich das Debut "Dar de duh" der Combo Dordeduh vor – was ein wenig dadaesk erklingt oder nach dem Wunsch des Babies, auf Mamas Arm zu kommen ist in Wirklichkeit die Fortsetzung des musikalischen Schaffens der Rumänen Hupogrammos und Sol Faur. Seit der Trennung von Negură Bunget hat man sich mit drei weiteren Musikern zusammengetan und bereits 2010 eine EP veröffentlicht. Nun also das 77minütige Debut: ob es wirklich ein "Geschenk des Geistes" (so die eigentlich ja ganz edel wirkende Übersetzung des Albumtitels) ist? Das Rad neu erfinden wollte man mit dem neuen Projekt nicht – ganz klar kann man Negură Bunget als naheliegenste Vergleichsband nennen. Doch nach mehrmaligem Durchlauf des musikalischen Mammutwerkes kann man sich zufrieden zurücklehnen: Das Album ist stark und bietet genügend eigene Ecken und Kanten um nicht in Konkurrenz zu treten. Viele Elemente finden sich auf "Dar de duh" – folkig ruhige Parts, rockige und an die 70er erinnernde Progressive Metalmomente, ambientartige Phasen, rasender Blackmetal, Ambient Blackmetal und ganz oft und in den verschiedenen Elementen versteckt eine urtümliche Kraft, ganz so als ob die Musik von einem naturverbunden Volksstamm stammen würde (auch durch die Beteiligung einiger mit Flöten, Maultrommeln oder Percussion bewaffneter Gastmusiker). Die besondere Leistung ist aber, dass all diese Elemente und der Wechsel zwischen Growls, dezentem Kreischen und klarem Gesang (bis hin zu beschwörenden Chören) homogen zusammengefügt wurde. Großes Lob an die Regelschieber – die Produktion arbeitet wirklich für dieses Album und alle noch so unterschiedlichen Elemente wirken wie aus einem Satz. Nun muss man als Hörer nur noch mögen WOLLEN. Immerhin ist die Musik der Rumänen trotz der in meinen Ohren angenehmeren Zusammenführung zu einem progressiven Ganzen immernoch vertrakt und allein durch das Songwriting alles andere als einfach zu erschließen. Wer auf eindeutige Stilzuordnung steht, auf das Prinzip Strophe-Refrain-Strophe und auf knackige Spielzeiten, der kann sich trotz aller phantastischer Mühe, die hier investiert wurde nicht dafür erwärmen. Und sicherlich ist "Dar de duh" kein Werk,dass sich zum täglichen Gebrauch eignet, doch macht es das nicht gerade wertvoll? Es gibt so viel zu entdecken: der Spannunsbogen, der in "e-an-na" aufgebaut wird bis endlich ein treibendes Schlagzeug nach fast 8 Minuten der Energie, die bereits in den ruhigen Elementen zu finden war, einen Klang gibt. Oder die hundert kleinen Besonderheiten in "calea rotilor de foc", die vielen Soli, das entrückte Piano, das schief und quer die rasenden Teile begleitet oder die Tatsache, dass das Stück fast schon psychelelisch endet. Hörer mit Lust und Zeit bekommen einiges geboten. Auf mich wirkt Dordeduh weniger rau oder anstrengend und etwas schlüssiger als die Klangerzeugnisse der ehemaligen musikalischen Heimat Negură Bunget. Ein tolles Album und sicherlich ein Projekt, auf dessen weitere Erzeugnisse und Liveauftritte man mehr als gespannt sein kann.