Eine Goth Rock/Metal Formation fordert zum „Tanz der Schatten“ auf. Da fühlt man sich doch glatt ins Jahr 1996 zurückkatapultiert und die Hirnwindungen frohlocken oder weinen ob der Erinnerung an Liv Kristine's geträllertes „Ich lieeeeebe dich“ dem man in kaum einem Tanztempel entkam. Doch die deutschen Dolor haben auf ihrer EP nicht ein Remake des Klassikers von Theatre of Tragedy zu bieten sondern hielten gerade diesen Titel für geeignet für ihre Geschichte über einen Clown und seine etwas entrückte Reise. Nun ja, sei's drum. Stammt der Titel also vom Tragödienstadl, so wurden die musikalischen und lyrischen Zutaten aus einer anderen Küche “geliehen”. All diejenigen, die sich das erste ASP Album in Erinnerung rufen können und wollen werden bereits beim ersten Durchlauf vom „Tanz der Schatten“ mehr Parallelen finden als in einem kompletten karierten Block. Ansich ist die Musik recht straighter und eingängiger Goth Rock/Metal der mit jeder Menge Elektronik bereichert wurde. Die Keyboards klingen dabei exakt so quietschig und schräg wie auf dem ASP Debut von 2000. Und das ist auch der größte Pluspunkt bei Dolor: sie schaffen es wie auch schon ASP, aus vielen eigentlich eher trashigen Komponenten einen eingängigen und gefälligen Sound zu kreiren. Gesanglich geht Mastermind Steve Gain auch sehr ähnliche Wege – zwar ist seine Stimme wesentlicher rauher und erinnert an eine Mischung aus In Extremo und Umbra (ja, nicht jeder Ton ein Treffer), die Gesangslinien und pathosgeladenen Refrainzeilen verweisen aber wieder deutlich an das Vorbild mit den drei Buchstaben. Soll ich weitermachen ? Na gut. Über mehrere Kapitel (bzw. Alben) wurde uns von ASP die Geschichte vom schwarzen Schmetterling erzählt. Nicht immer klar, manchmal überdeutlich und nervig und vor allem in holzblockartigen Reimen, dass einem bald die Tränen kamen. Dolor bedienen sich nicht aus dem dunklen Tierreich sondern besingen den schwarzen Clown.... Denn der arme wird ausgestoßen, böse und dann anders. Textlich isses eigentlich komplett egal – wie auch das Vorbild wird das mysteriöse Wesen in „Reim dich oder ich fress'dich“ Schema besungen und viele Textzeilen animieren zu einem herzlichen Schmunzeln. Das ist zum Teil so dämlich, dass man einfach nur lachen kann. Zum Trashfaktor trägt auch das wundervolle Cover bei. Für alle, die ich nun noch nicht verschreckt habe: Da dieses Scheibchen eigentlich als EP gedacht war, HerrGain aber zuviele (gute/eigene?) Ideen hatte findet sich nun auf “Tanz der Schatten” eine Sammlung von 2 Intros, 1 Outro, einem Remix und massiven 5 Liedern. Und die ganze halbe Stunde zum Albumpreis. Das ist schonmal ziemlich daneben, Prognosen über den Erfolg will ich aber denoch nicht abgeben, denn wie schon bei ASP gesehen kann man mit Trash auch im Gothik Bereich viel Kohle schlagen.