DJ Koze, mit diesem Namen kann ich mich noch immer nicht abfinden, auch wenn Kozalla natürlich mit seinem regulären Nachnamen alles Recht dieser Erde hat, eine solche Abkürzung abzuleiten. Die Musik des Ex-Fischmobbers hat mich jedoch in den letzten Jahren des Öfteren begeistert. Vor allem mit Cosmic DJ und Erobique als International Pony wusste DJ Koze locker-fluffige Elektro-Pop Songs großartig an den Mann zu bringen. Und irgendwie setzt ‚Amygdala’ für mich dort an, wo ‚We Love Music’ der Ponys im Jahre 2002 aufhörte. Ein bunter Zoo von unterschiedlichen Songs mit der tiefgründigen Erkenntnis, dass nur das glücklich macht, was einen persönlich mitnimmt. Die illustre Schar der Gesangsgäste von Lotzow bis Hilde Knef, von Matthew Dear bis Apparat unterstreicht das, eine größere Varianz mit solch schlüssiger Quintessenz, das soll erst mal jemand dem nordgelichteten DJ nachmachen. Hot Chip und Erlend Oye sind sicherlich Einflüsse, die für ‚Amygdala’ zu nennen sind. Mit Homesick findet sich sogar ein Cover der Kings of Convenience, das Electro-soulig ganz unprätentiös ungeheueres Potenzial für selbstinduzierte innere Sonne generiert. Zwischen den Vocal-Tracks schleicht sich unverhofft ein deeper, balearischer House Track mit extensiven zehn Minuten Länge ein: ‚La Duquesa’, beruhigend und erfrischend zugleich. Doch zurück zu den Kollaborationen, die diese Platte ausmachen: Caribou kehrt dahin zurück, wo Royksopp vor vielen Jahren mal auf dem ersten Album vielversprechende Pop-Perlen mit Oye und Konsorten produzierten, Apparat finden mit DJ Koze zum klassischen Frickel-Pop, während Matthew Dear den (noch immer entspannten) gesanglich eher anstrengenden Auftritt hat. In ‚Magical Boy’ äußert sich das in Form seiner verfremdeten tiefen Stimme, die einen warm vor sich hin groovenden Beat stellenweise gewollt kompromittiert, in ‚My Plans’ wird dann die Musik auch etwas sperriger und passt so noch besser zu dem was der New Yorker Szene-Darling hier abliefert. Daran, dass Koze auch schon mal einen originellen Remix für Blumfeld beigesteuert hat, der in DJ-Kreisen für Verzückung sorgte, erinnert er 2013 mit Dirk von Lotzow in ‚Das Wort’. Toco-Attitüde mit smoothen, diesmal fast organischer Instrumentierung überrascht genauso, wie die Sample-Orgie um Hilde Knef in ‚Ich schreib Dir ein Buch’. Gewollt asynchron eingemischter Gesang zeigt Mut zur Eigenwilligkeit, macht den Song stellenweise jedoch schwierig. Leider nicht das Highlight, wenn ich mich auch gerade auf diese Kombination gefreut hatte. So schrill bunt und surreal wie das Cover ist auch die Zusammenstellung auf Amygdala geworden, aber irgendwie mag man sogar das Rosa im Hintergrund, das einen sonst eher irritieren würde. Es gibt viel zu entdecken auf der in Spanien mit angeblich viel Rotwein aufgenommenen neuen Platte von DJ Koze und man sollte sich die Zeit nehmen in das Klanguniversum des Genre-Surfers einzutauchen.