… es war die erste große europäische Open-Air Tour in der Geschichte der Band und es war eine schwierige Tour. Zunächst spaltete das SoTU-Album die Gemeinde der Depeche Mode Hörigen, dann kamen diverse krankheitsbedingte Ausfälle von Dave hinzu. Es hätte wohl insgesamt besser laufen können. Trotzdem ist es vielleicht auch die Tour, bei der den Fans die beste Setlist seit langem geboten wurde. Die Klänge des Universums rückten fast schon in den Hintergrund und der Fokus verschob sich eindeutig auf die Songs der großen Alben ‚Violator’, ‚Black Celebration’ und ‚Music For The Masses’. Auf dem Konzertmitschnitt hat man uns dann sogar – Gott sei Dank – das leidige ‚Peace’ ganz erspart. Dave erholte sich den Umständen entsprechend gut und gab alles auf der Bühne, zumindest kann ich das für Frankfurt bestätigen, und das war sogar einer der Wackelkandidaten bzgl. Cancellation. Nun gibt’s das alles noch einmal auf DVD und Blue-Ray zum Rekapitulieren. Zwar hat man sich eines der wenigen Hallenkonzerte ausgesucht, was aus meiner Sicht eine eher unpassende Entscheidung ist, aber die Massen, die man in den Fussballstadien dieser Welt adressierte, sind auch in Barcelona vorhanden. Inhaltlich kann an sich nicht beschweren, denn auf der limited Deluxe Edition – und was anderes kauft der Fan bestimmt nicht – sind neben dem regulären Konzert auf einer zweiten DVD massive Bonustracks enthalten. Rehearsels, Projektionen und Videos. Zur Rezension liegt die normale Edition vor, die einundzwanzig Tracks vom ersten Barcelona Konzert auf CD und DVD featured und zusätzlich noch vier Tracks vom zweiten Konzert der spanischen Metropole auf der DVD vorweist. Die Kulisse war diesmal eher unspektakulär: zwar hatte man eine riesige LED-Wand angekarrt, ein morphendes Spektakel wie auf der Playing The Angel Tour wird diesmal jedoch nicht geboten. Viel mehr spielt man mit gleißendem Licht, das durch Lichtkanonen an den Seiten und hinter der LED-Wand eine ganzheitlich in dichte Farben getauchte Atmosphäre erzeugt. Echt live hört sich das an. Die Drums kommen schon lange nicht mehr aus dem Computer und ohne Gitarre mag man Martin Gore bei Songs wie ‚Personal Jesus’, ‚I Feel You’ oder ‚A Question Of Time’ bestimmt nicht mehr sehen. Genau wie sich die Band bei Bühnenshow und Setlist auf Essenzielles besinnt, wurde bei der DVD ‚Tour of The Universe’ auf schnelle Schnitte verzichtet, wie man sie von MTV und der hektischen ‚Touring The Angel’ DVD kennt. Stattdessen zeigt der Regisseur Russell Thomas mehr Publikum, mehr verschwommene Farbspiele und natürlich die Band. Was fehlt sind die zehlutschenden Damen bei ‚Strangelove’, das nach dem ersten ‚Leg’ der Tour aus dem Programm genommen wurde, genauso wie ‚Master and Servant’. Gerade um letzteres ist es ein wenig schade… Positiv fällt auf, dass viele neu arrangierte Versionen von Songs mit dabei sind, allen voran das Rock’n’Roll aufgemotzte ‚Personal Jesus’ und die an den ‚Split-Mix’ angelehnte achtminütige Version von ‚Never Let Me Down Again’. Dabei wird kein neumodischer Schnick-Schnak integriert sondern auf die ursprünglichen Elemente zurückgegriffen. Das gilt für ‚Fly On The Windscreen’ genauso wie für den an die ‚Grungy Gonads-Version’ angelehnte Live-Interpretation von ‚Walking In My Shoes’. Corbijns Projektionen erscheinen sehr nüchtern und die LED-Halbkugel in der Mitte der Leinwand kommt genau dann gut wenn, sie explizit genutzt wird. Das plastische Auge der Krähe, der Ballcontainer oder die Astronautenhelme der Band machen Sinn, ansonsten verzerrt die Darstellung eher als dass sie einen Mehrwert bringt. Gore punktet wieder mit den alten Songs, allen voran ‚One Carress’ und ‚Dressed in Black’, die ausschließlich mit Klavierbegleitung und violetten Lichtvorhängen besondere Momente und Gänsehaut versprechen. ‚Sister of Night’ hingegen verliert in der Live-Version ein wenig an Geschmeidigkeit und Ausdruck durch zu stark eingespielte Electro-Soundeffekte, gerade im Intro. Herb enttäuscht, und das auch schon damals im Stadion, ist man von ‚Wrong’, das in der CD-Version soviel Kraft und Druck transportiert, live jedoch dünn und fast überflüssig klingt. Klanglich erscheint mir die DVD ein wenig dumpf zu sein, aus dem Sound hätte man mehr rausmischen können… Die ‚Tour of the Universe’: Eine souveräne Dokumentation eines schönen Konzerts, kein Werk für die Unendlichkeit, keine Glanzleistung der audio-technischen Bearbeitung, aber zumindest der lang erwartete Tour-Mitschnitt zu Weihnachten. Mal sehen ob und wie’s da live weitergeht!