Die Geschichte des Gothik Metals ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Bereits in den 90ern, seiner Blütezeit sozusagen, zeigte sich recht schnell,welche Bands aus der Masse der Veröffentlichungen herausstechen würden und noch lange in den Köpfen der Fans widerhallen sollten. Doch das Geheimrezept kannten nicht viele und so kam es, dass wie bei jeder Musikrichtung,die gerade „in“ ist auch beim Gothik Metal auf eine gute CD 20 durchschnittliche bis schlechte kamen. Denn traurig, kitschig, düster, schrabsiger Gitarrensound und Kleisterkeyboard waren zwar die Grundzutaten, der eigentliche Kniff war aber, daraus etwas Leckeres zu backen. Dreadful Shadows, Love like blood oder (aus Sicht der Mehrheit) Crematory hatten es damals geschafft. Heute ist die Musikrichtung bereits seit einiger Zeit im Wachkoma und jede neue (wenn auch seltene Scheibe) eine verzweifelte Lebenserhaltungsmaßnahmen. Doch so begrüßenswert eine Liebeserklärung an die vergangene Zeit sein mag, sie birgt noch mehr Probleme: Denn nun gibt es kaum noch Fans des Stils, also weniger potenzielle Käufer. Und diejenigen, die immernoch am Gothik Rock festhalten sind auch diejenigen, die den Gothik Rock am besten kennen, daheim wahrscheinlich alle guten (und auch viele schlechte) Alben stehen haben und deswegen umso anspruchsvoller sind. Was hat das ganze nun mit dem zweiten Album der deutschen Formation Denight „Human Reflections“ zu tun? Nun, das Album klingt nicht wie eine Hommage an gute alte Zeiten, sondern wie Orginalaufnahmen aus dieser Zeit die nun bei einem Dachbodenputz aufgetaucht sind aber nicht abgestaubt wurden. Die Gitarren, der klare Gesang, die vereinzelten Growls, die Keyboards, die schleppende Spielgeschwindigkeit und eine Stimmung zwischen Schwermut und pathosgeschwängerter Trauer.... das alles ist 1:1 aus dieser Zeit übernommen und auf hohem Niveau eingespielt worden. Soweit, so hoffnungsvoll kannman also sein. Doch Gitarrist Tim Hochstetter, seines Zeichens Ex-Diary of dreams Mitglied und Kopf von Denight, hat es leider nicht geschafft, das gewisse Etwas in den Sound zu transportieren. Denn Denight klingt wie Dreadful Shadows oder Crematory wenn sie Stücke von Diary of Dreams nachspielen müssten: im langsamen Midtempo, ohne Höhen und Tiefen und vor sich hin blubbernd. Da tut kein Lied weh, keines regt auf, keines bleibt hängen. Schade eigentlich, aber es zeigt sich einmal mehr, dass das Wichtigste für eine CD immernoch eine Fülle an guten Melodien ist (ausgenommen Noise, Ambient oder andere Musikrichtungen, die darauf verzichten können). Denn egal wie gut die Musiker sind und wie begrüßenswert eine Rückbesinnung an eine Zeit, die heute fast keiner mehr liebzuhaben scheint, Denight mangelt es genau daran und deswegen ist „Human Reflections“ nur ein eher fades Album das vielmehr könnte.