Deluge - The Metapop Complex

Kosmisches Blau - kühl, schwebend und fern und weit mehr als nur eine Farbe - eine Geisteshaltung, eine Lebensart, ein Gefühlszustand? Gedanken dieser Art sind sicherlich schwer zu greifen, aber wenn man sich "The Metapop Complex", das aktuelle Album des Kanadiers Jean Sebastien Roux alias DELUGE, mit einem offenen Ohr zu Gemüte führt, dann beginnt man früher oder später unweigerlich zumindest ein gefühlsmäßiges Bild zu bekommen davon und von möglicherweise vielen anderen Dingen, die sich abspielen in der Sphäre des Unbewußten und Unterbewußten, in der wenig rationalen Welt von Träumen, Emotionen, Sehnsüchten, Ängsten und Fantasien, die wir manchmal so gern kontrollieren würden und doch nur so wenig zu fassen bekommen... "The Metapop Complex" - das Album präsentiert sich als eine Sammlung von Klangwelten, von Klängen und Atmosphären und Stimmungen, die einen trotz ihrer Eigenständigkeit ab dem ersten Song irgendwie seltsam vertraut vorkommen, die trotz ihres elektronischen Charakters in den weichen Melodien, den flächigen Ambient-Soundflächen und der spärlich, nahtlos in den bis in die letzten Details geschlossen und ausgereift wirkenden Sound eingefügten Rhythmen warm und organisch wirken. Ein Gefühl, welches sich im weiteren Verlauf des Albums noch intensiviert, da das Album über die gesamte Spieldauer unwahrscheinlich homogen, wie aus einem Guß wirkt, da keiner der Songs einen Bruch darstellt mit der Stimmung, dem Konzept der CD; gleichwohl schafft es DELUGE, teilweise mit nur minimalen Änderungen in Effekten, Arrangements oder Instrumentierung, mit fein nuancierten Variationen in den Melodieführungen und Klangfarbe jeden Track für sich eigenständig, markant, in gewisser Weise anders als den Rest des Albums wirken zu lassen, so daß die Homogenität der CD trotz allem kein Weg in eine musikalische Sackgasse darstellt, an deren Ende letztlich alle Stücke irgendwie gleich klingen, gleich entbehrlich sind. Insgesamt hat man den Eindruck, daß hier ein detailverliebter und nicht untalentierter Klangbastler zugange gewesen ist, der es sich nicht hat nehmen lassen, seinen Ideen freien Lauf zu lassen... ... und damit ein Stück Musik zu erzeugen, welches dem Hörer gleichermaßen die Freiheit erlaubt, seine Gedanken und Stimmungen dazu treiben zu lassen, wenn er/sie nur bereit ist, sich auf einen musikalischen Zwischenweg zwischen Ambient, TripHop, ruhigerem Club-Electro und experimentellen Soundbastler-Klängen einzulassen. Wer diesen Schritt wagt, hat die Chance, einzutauchen in ein interessantes und ausgefallenes Album, welches gleichermaßen Kopf wie auch Seele anzusprechen und somit in vielerlei Hinsicht zu gefallen vermag. Sehr ausgefallener Stoff, alles in allem; wer sich für DELUGE interessiert, findet das volle Album übrigens auf www.thinnerism.com zum freien Download - noch ein Grund mehr, durchaus ein Ohr zu riskieren.

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