Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie sehr doch der erste Eindruck trügen kann. Beim erstmaligen Durchhören des Debutalbums von Delaware war selbiger nämlich nicht gerade berauschend. Über die Zeit stellt sich aber ein gewisser Suchtfakor ein, der einen "...and everything reminds me" immer wieder in den Player legen lässt. Das Verwunderliche daran ist, dass man gar nicht genau bestimmen kann, was eigentlich dieses Album so eindrucksvoll macht. Richard Holmsen, Jon Frederik und Petter Laugerud haben sich dem bittersüßen Indie-Pop-Rock verschrieben, der mit unendlich tiefer Melancholie und Bombastsound gravierende Spuren im Gemüt des Hörers zurück lässt. Unterstützung holten sich die drei aus Drammen stammenden Norweger bei Georg Kaleve, der unter anderem schon bei den Einstürzenden Neubauten produzierend tätig wurde. Er verpasste den Songs den letzten Schliff und trug damit letztlich auch zu dem hypnotisierenden Sound auf "...and everything reminds me" bei. Mit einer zerbrechlich wirkenden Stimme, die ein wenig an Thom Yorke von Radiohead erinnert, und den allezeit dominierenden Gitarren haben Delaware ihren eigenen Sound erschaffen. Was The Church in den 80ern waren, das dürften Delaware im neuen Jahrtausend werden. Kein Wunder, denn schließlich ließen sie sich von den britischen Indie-Rock-Bands der 80er Jahre inspirieren. Obwohl die einzelnen Songs sehr eng aneinander angelehnt sind, wirkt "...and everything reminds me" nie einförmig. Vielmehr stürzt sich der Hörer bereitwillig von einem seelischen Tief ins nächste, ohne davon genug zu bekommen. Insofern ist Delaware der große Wurf gelungen, denn ohne das Rad neu erfunden zu haben, ist ihr Debut doch einzigartig und ungewöhnlich. Dieser Platte muss man Zeit geben und man sollte sich auch nicht von der Musik-Klassifizierung als Indie-Pop-Rock abschrecken lassen. Hier gibt es ein kleines Meisterwerk zu entdecken.