Mit "Egodrive" legen die beiden Italiener Christian Ceccarelli und Emiliano Di Lodovico ihr zweites Album vor, auf das vor allem die Besitzer des Debüts "Human Indu[b]strial" gespannt gewartet haben dürften, denn der Vorgänger überraschte in der Szene positiv und konnte mit seinen Industrial/Rock/Metal angelehnten Titeln eine beachtliche Resonanz einfahren, die wiederum hohe Erwartungen an das zweite Werk stellen. Ob sich Deflore allerdings davon beeinflussen beziehungsweise beeindrucken lassen ist fraglich. Nicht fraglich ist jedoch das Ergebnis des zweiten Albums. Egodrive kann an die Stärken des ersten Albums anknüpfen und erneut das enorm starke Potenzial des Duos unter Beweis stellen. Eingeleitet wird das Album mit einem düsteren, geräuschvollem Intro, der geschickt hin zum druckstarken, wechselhaften und dunkel-atmosphärischen Titeltrack "Egodrive" führt. Das Zusammenspiel der Elektro- und Gitarrensounds beherrschen die Italiener ebenso gut, wie das Kreieren verschiedener, zumeist aber finsterer Stimmungen. So ertönt das sich anschließende, beklemmend wirkende "Servo", welches sich mit einer breiten Soundwand und zerrenden Sequenzen vorwärts drückt. Elektronischer, schärfer, einbrennender und ein ganz klein wenig an The Prodigy erinnernd gehen Deflore bei "Saturazione" vor und noch einen Tick unruhiger beim schnelleren "Il Techno Re". Die Gemeinsamkeit der Titel zeigt sich unter anderem darin, dass sie alle ihren Raum und ihre Zeit brauchen, um sich zu einem Ganzen zu entwickeln. Der Hörer kann den Aufbau und die Steigerung dabei genauestens mit verfolgen, sich fesseln oder mitreißen lassen. Mit dem fließenden, eingängigen "Contesto" ist die erste Hälfte der Tracklist bereits durchgespielt, Deflore aber halten noch immer das hohe Niveau; es gibt keine Lückenfüller, keinen Titel der in irgendeiner Weise negativ auffällt, oder aufkommende Langeweile ankündigt. Ganz im Gegenteil. Das Duo knüpft auch mit den noch folgenden Titeln an die vorangegangene Leistung an und bietet mit "No Air", "Megaphono" und "Signal" weitere starke Industrial/Rock-Titel, die hier und da an den Sound von Nine Inch Nails denken lassen. Gekonnt schließen die Italiener mit dem sechseinhalb-minütigen "Ferox". Es bleibt ein qualitatives Album, welches nicht so schnell in Vergessenheit gerät.