Oliver Mietzner alias Decence hat sich eine schwere Aufgabe gestellt. Obwohl sich der junge Künstler nicht auf ein Genre festlegen will, tendiert sein Debütalbum "The First Step" stark zu melancholischen Synthiepop und katapultiert ihn damit in die Richtung von Szenegrößen wie Deine Lakaien oder Wolfsheim. Dass der Jura-Student diese Vergleiche jedoch nicht scheuen muss, beweist nicht nur seine klare, tiefe und sehr bewegende Stimme. Mit einer klassischen Klavierausbildung, einem Gespür für eindringliche Melodien und schwermütigen, emotionsgeladenen Texten geht "The First Step" nicht nur diesen, gewichtigen ersten Schritt, sondern bereitet Decence den Weg für eine unangreifbare, musikalische Zukunft. Leichte verspielte Melodien ("Words Of Truth"), die Hoffnung ausstrahlen, stehen neben ruhigen und wehmütigen, wie z.B. bei "Die Engel, die du riefst". Auch das Tempo kommt nicht zu kurz. "In Neon Light" wartet überraschender Weise mit House-Attitüden auf, nur um dann im Refrain wieder zum düsteren Synthiepop zurückzukehren. Selbst mit EBM-Elementen spielt Decence und baut sie gekonnt in seine Songs ein. Dennoch stellen die langsamen und melancholischen Songs die Höhepunkte des Albums dar. Das bereits erwähnte "Die Engel, die du riefst", "Our Tragedy", "Painful Illusions" oder das mit Klavier untermalte "(Come Again) My Watching Star" sind perfekte Songs für lange, dunkle Winterabende. Natürlich lassen sich an dieser Stelle Parallelen zu anderen Bands ziehen, doch das tut der Schönheit dieser Songs keinen Abbruch. "The First Step" bedient sich gekonnt bei vielen Genres, ohne dass der Hörer dies direkt bemerkt. Das Album bietet damit eine weitreichende Vielschichtigkeit und keiner der 15 Songs fällt bemerkbar aus der Reihe. Dementsprechend fällt es schwer, einzelne Songs herauszugreifen, denn je nach Präferenz wird man dem einen oder dem anderen Songs den Vorzug geben. Gerade dass macht das Album so bemerkenswert.