Mark Spybey ist schon so lange dabei, dass man bis tief in die 80er zurück gehen muss, um seine ersten musikalischen Gehversuche zu finden. Da wundert es wenig, dass sein experimentelles Ambient- und Industrial-Projekt Dead Voices On Air nun bereits das elfte Album veröffentlicht. Er selbst lehnt jegliche Kategorisierung seine Musik ab und wer ein wenig in seine musikalische Welt abtaucht, der kann das auch verstehen.

Viel zu experimentell und viel zu exzentrisch ist seine Musik, als dass man ein Etikett darauf pappen könnte. Das macht es natürlich für den noch unbedarften aber interessierten Hörer schwierig, weil allein die Beschreibung als experimentelle Musik viele abschreckt. Das sollte es in diesem Fall aber auch, denn wer sich nicht in die entlegenen Winkel der Musik wagen will, der sollte gleich von dannen ziehen und die Finger von "Fast Falls The Eventide" lassen. Hier geht es nicht um Musik im klassischen Sinne, sondern um Kunstgebilde. Die sind aber stets so zusammengesetzt, dass jeder Song für sich einen Subkosmos bildet.

Mark Spybeys konstruiert aber keine unhörbaren Monster, die schon nach kurzer Zeit Ohrenschmerzen verursachen. Seine Songs sind vielmehr Soundtracks, verdichtet auf ein paar Minuten. Sie sind Machwerke voll von Merkwürdigkeiten, bei denen Vertrautes auf Fremdes trifft. Hier und da klaffen Schlaglöcher, manchmal sogar Abgründe. Der Reiz liegt stets im Unentdeckten, Einzigartigen. Da dürfen dann auch schon mal Chöre oder afrikanische Gesänge auftauchen.

Bei einigen Songs kommen auch Gitarre und Schlagzeug zum Einsatz. Doch es ist stets Vorsicht geboten, denn Dead Voices On Air führt in die Irre, legt mehrere Tonspuren übereinander und damit falsche Fährten, so dass man die einzelnen Teile nicht immer auseinanderhalten kann. Mit diesem parallelen und konträren Abspielen von Tonspuren führt das ehemalige Zoviet France Mitglied ein beeindruckendes Experiment durch. In "Vebdresden" treten verschiedene Gesänge gegeneinander an, die man zwar noch auseinanderhalten zu können glaubt, die aber vor allem ein überraschend stimmiges Gesamtbild ergeben.

Auf CD2 darf man sich an altem Material erfreuen, denn hier wurde die remasterte Version der beim japanischen Label G.R.O.S.S. erschienene Kassette "Abrader" endlich mal auf Plastik verewigt. Schließlich ist das gute Stück schon 15 Jahre alt und natürlich schon lange nirgendwo mehr erhältlich. Zusätzlich gibt es noch zwei bisher unveröffentlichte Tracks zu hören, die in Zusammenarbeit mit cEvin Key von Skinny Puppy entstanden und ebenfalls von 1994 stammen. Mit "Fast Falls The Eventide" beweist Mark Spybey erneut, dass er ein Impuls- und Ideengeber war und immer noch ist.