Ja, der Progressive Metal ist beliebt. Früher noch etwas für eine kleine, musikerfahrende Hörerschaft, hat er sich heutzutage einen festen Platz im Musikzirkus erspielt. Auch für die Band Dark Suns war der Weg hin zum Progressive Metal ein etwas längerer, war die Band anfangs doch mehr im Death und Doom Metal verhaftet. Selbst auf ihrem dritten Album "Grave Human Genuine" sind sie noch nicht vollständig progressive… und das ist auch gut so. Denn die große Stärke des Albums ist eben nicht, alles genretypisch künstlerisch wertvoll und musikalisch perfekt abzuspulen, sondern durch eine große Portion Individualismus dem Album eine ganz besondere Note zu geben. "Grave Human Genuine" besteht aus vielen idyllisch-melancholischen Momenten und wütenden und wuchtigen Passagen. Der Opener "Stampede" ist insofern ein schlechter Eröffnungssong, weil er überhaupt nicht bezeichnend für das Album steht. Er steht vielmehr wie eine Art Hindernis vor dem restlichen Album, das es zu überwinden gilt. Daher vielleicht auch die energische Dramatik aus schrammelnden Gitarren und abschließenden Klavierklängen. Aber schon "Flies In Amber" setzt einen ganz anderen Maßstab. Zwar auch drückend und kraftvoll beginnend, deutet doch schon das entrückte Flötenspiel auf etwas Besonderes hin. Und das kommt mit Nico Knappes sanftem Gesang, der übrigens auch gleichzeitig am Schlagzeug sitzt. Perfektioniert wird der Song noch mit Tribal Percussion und Polrhythmik und Andy Schmidt von Disillusion grölt auch noch mit. Die knapp zehn Minuten Spielzeit fallen hier überhaupt nicht ins Gewicht. Aus einer Art Pop Metal besteht "Thornchild", den Eindruck vermitteln zumindest die friedliche Stimmung und die Streicher im Hintergrund. Bei "Rapid Eyes Moment" wird es noch ruhiger und spätestens hier wird man an Pink Floyd erinnert mit den sphärischen Tönen der Lead Gitarre, die in den Song einführen. Dieser wird immer kraftvoller und düsterer, um am Ende in einer Eruption zu enden, die direkt zu "Amphibian Halo" überleitet, einem unheilsschwangeren Beschwörungsgesang mit elektronischem Beat. Flöte, düstere Synthies und Klavier dürfen hier nicht fehlen. Umso beschwingter beginnt "The Chameleon Defect" mit Akustikgitarre und Klavier. Aber auch hier ziehen bald dunkle Wolken auf und Metal Riffs gewinnen die Oberhand. Mit seiner idyllischen Schönheit begeistert "Free Of You" sofort. Die treibende Percussion passt perfekt zu den verhaltenen Gitarren. Streicher, gesprochenes Wort und Nico Knappes Gesang beenden in "Papillon" dieses gelungene Album, das leider viel zu kurz ist.