Was haben Tschaikowski, t.A.T.u und Wodka gemeinsam? Gut, das war jetzt ein bisschen einfach, aber alle kommen eben aus dem Land der langen eisigen Winter, der Matroschkas und der lupenreinen Demokraten – genau Russland. Und bevor das größte Land der Welt einen neuen Präsidenten erhält, den nicht mal Hillary Clinton korrekt aussprechen kann, liefert es uns mit der Band Dark Princess einen Export der besonderen Art. Das die Gothic-Szene auch in Russland floriert, weiß wohl mittlerweile auch der letzte in seiner Gruft. Doch wenig drang bisher über die Grenze, erreichte Mitteleuropa und deren düstere Clubs. Dies könnte sich nun ändern... Dark Princess haben es innerhalb weniger Jahren geschafft, zu einem Big-Player der russischen Musiklandschaft zu wachsen. Zunächst gab es da Sängerin Olga Romanova, die 2005 ihr erstes Soloalbum aufnahm und damit auf Tour ging, wobei sie u.a. Paradise Lost supportete. Wie es der Zufall so will, teilte sie sich dabei die Bühne mit einer Band namens Tornado. Dann kam der entscheidende Schritt. Ihr Produzent hatte die geniale Idee, einfach beides zu kombinieren. Heraus sprang „Dark Princess“. Ihr erstes gemeinsames Album „Without You“ konnte auch gleich voll durchstarten und erntete nationale Höchstpunktzahlen. Nun erscheint ihr zweites Album „Stop My Heart“ auch in Deutschland, nachdem es bereits in Russland gehörig für Furore gesorgt hat und die Bande ins Vorprogramm vom Evanescence gebracht hat. Doch auch wenn sich bisher alles sehr exotisch angehört hat, sobald man die Play-Taste gedrückt hat, verfliegt der Gedanke an das Reich im Osten. Das Sextett präsentiert eine gelungene Mischung aus diversen Goth-Rock-Acts des alten Kontinents. Ein bisschen Lacuna Coil, eine Priese Sentence, eine Messerspitze Evanescence (ja ich weiß...) und fertig ist das Potpourrie der guten Laune. Neues gibt es auf „Stop My Heart“ leider nicht zu entdecken, wenn auch das angebotene Songmaterial weit über Durchschnittsniveau liegt. Bereits der Opener „Cry“ überzeugt durch gelungene Gitarrenarbeit (inklusive einem feinen Soli), ordentlich Energie und einen festsetzenden Refrain. Leider hat man das selber bemerkt und nutzt die Struktur für meinen Geschmack einfach zu oft, was manchen Songs ein wenig die Schönheit raubt. Doch es gibt auch Ausnahmen: „Endless Dead Time“ setzt mit spartanisch eingesetzten Growls sogar Erinnerungen an alte Theatre of Tragedy Alben und zeigt, dass hier auch richtig gerockt werden kann, ohne in allzu klischeehafte Muster zu verfallen. Mit „The Pyros Song“ hat sich natürlich auch die obligatorische Herz-Schmerz-Ballade auf die Scheibe geschlichen, die jedoch nicht ohne fette Gitarren auskommt und so auch harte Goth-Rocker ansprechen sollte. Ein feiner Song, der die Melancholie russischer Winter gekonnt zu vermitteln weiß. Mein persönlicher Höhepunkt aber ist „Nas bol she net“, komplett in der Muttersprache gesungen, kommt nun endlich auch ein wenig Exotik ins Spiel. Eine feine Gesangslinie, schicke Solis und jede Menge Glaubwürdigkeit... Was die ganze Geschichte noch ein wenig interessanter gestaltet, ist die Tatsache, dass der limitierten Version, das Debütalbum „Without You“ als Bonus-CD beiliegt. Feine Sache, welche die konsequente Weiterentwicklung der Goth-Rocker eindrucksvoll belegt. Rundum eine gelungene Veröffentlichung, welche für alle Gothic-Rocker eine spannende Anschaffung sein sollte...