Nun wage ich mich mal auf einigermaßen unbekanntes Terrain, denn üblicherweise bin ich eher in der Hardrock/Metal-Szene verwurzelt. Als Jugendlicher der 80er ist man aber als Musikliebhaber auch der New Wave-Szene zugetan und es darf dann durchaus einmal mit "40" ein Album besprochen werden, das schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, aber uns eint, dass auch die Franzosen von DaGeist ein ungewöhnliches Terrain betreten haben, denn anstatt wie die meisten französischen Acts in der Landessprache wird hier in Englisch gesungen. DaGeist sind ein Duo, bestehend aus dem Sänger Davide Schiavoni und dem Bassisten Fredéric Strzelczyk, kommen aus Lille und werden laut Label dem New Wave/Cold Wave/Dark Wave/Electro zugeteilt. Puh, Cold Wave musste ich mir erst mal ergooglen…aber die ein oder andere Band dieser Strömung kenne ich zum Glück auch!

Der Opener "Lake Of Love" ihres Debüts "40" ist recht basslastig, was man der Tatsache zuschreiben kann, dass Fredéric das Stück komponiert hat. Der Beat ist flott, die entschleunigenden Vocals von Davide stehen im Gegensatz dazu, eine spannende Mischung, die durch das exzellente Programming von Davide unterstützt wird. Bei meiner Recherche im Internet bin ich auf ein Live-Video dieses Titels gestoßen, das leider den starken Eindruck dieser Nummer so gar nicht bekräftigen kann. Also lieber wieder zurück zur CD, wo "In my City" das Tempo total zurückfährt, ein bisserl The Cure-Gitarre, mit Soundeffekten aus dem ART OF Noise-Repertoire  wird es cresdendo-artig lauter. Hypnotisch nimmt es mich gefangen, cooler Track! "Bei "Stereo" begeistert mich, dass der Beat nicht stupide durchzieht, sondern einen ungewöhnlichen und verspielten Break beinhaltet. Sehr tanzbar! Manches erinnert mich an etwas unbekanntere Nummern von The Human League. "Amazing" hat eine Schwermut, die ich tatsächlich mit dem mir vertrauteren Blues gleichsetzen würde. Nach diesem Durchhänger geht es bei "No One Is Innocent"  deutlich aufwärts, ein wunderschöner New Wave Track, der mich an Orchestral Manouvres In The Dark oder Real Life erinnert. Ein Höhepunkt der Scheibe, der sich auch ständig in der Intensität steigert! Das folgende "Demon’s Time" ist so ein netter Mitläufer, lässt mich aber ständig schmunzeln, weil hier so klar wird, dass Davide eben kein englischer Muttersprachler ist. Er singt halt nicht "Diemens Teim", sondern "Dämens Daim"! Ganz wild wird es dann bei "Trash Disco", er schreit mehr als dass er singt, es geht fast in Richtung Industrial, hier passt aber oft der Gesang nicht so recht in das Soundgefüge des Songs. Das abschließende "Comon" besticht durch analog klingende Drums, einer coolen mystischen Stimmung und wirkt wie eine Mischung aus "Personal Jesus" von Depeche Mode und einem Song von The Cure.

Ein mehr als interessantes Debüt, ich werde mir vermutlich bald noch den Nachfolger "Sexy" aus dem Jahr 2019 vornehmen, um eine Entwicklung der Band festzustellen oder eben auch zu vermissen, das wird sich zeigen! "40" wird sicher nicht das letzte Mal in meinem Player sein und DaGeist haben mir wirklich Spaß bereitet.