Als “Mirror-Touch Synesthesia” wird das Nachempfinden von beobachteten Berührungen anderer Personen am eigenen Körper bezeichnet. Wollen uns Da-Sein in Analogie zum Titel mit ihrem zweiten Album näher bringen, was sie berührt? Vielleicht. Das Duo mit Wohnsitz in Spanien, das beim renommierten Label Galakthorrö unter Vertrag ist, eröffnet uns musikalisch und inhaltlich einen monochrom-analogen Reigen aus tiefschwarzen Gedanken und absonderlichen Geschichten.

 

Mal wieder mit Heidegger und Existenzialismus im Gepäck, haben Kas Visions und Fernando O. Paino dem neuen Longplayer eine trockene Note verpasst. Melodien finden sich nur in reduzierter, rudimentärer Form. Dafür wird Kas Visions monotoner Gesang, mit dem sie uns u. a. Geschichten über gestörte zwischenmenschliche Beziehungen vorträgt und der auch mal bis zur Unkenntlichkeit verzerrt sein kann, dramaturgisch passend unemotional präsentiert. Dazu schlägt und rauscht, brummt und tuckert es, aber in einer sehr unterkühlten Form. Wie ein Eiswürfel auf einer frischen Wunde, schmerzend und erlösend zugleich, hat die Musik auf „Mirror Touch“ neben der vordergründigen Unterkühltheit auch eine subtilen, bitteren Nachgeschmack.

 

Hier ist kein Ton zu viel, kein Effekt überladen. Im Gegensatz zum Vorgänger “Death Is The Most Certain Possibility” reduzieren Da-Sein ihre Songs soweit, dass noch mehr Interpretationsspielraum bleibt als bisher. Dadurch wird nach dem Hören der Songs das Gefühl erzeugt, irgendetwas verpasst oder überhört zu haben. Und genau das macht den Reiz aus, denn “Mirror Touch” fordert ohne zu überfordern und will nicht zerstreuen. Das können andere machen.