2005 feierte das Berliner Mittelalter-Ensemble mit der CD-Veröffentlichung von "Cantus Buranus" und der Live-DVD im Jahr darauf große Erfolge. Für Kenner der mittelalterlichen Liederhandschrift "Carmina Burana" war klar, dass die Bearbeitung dieses Werkes eine Fortsetzung finden musste, denn ein Teil der Texte stand noch aus. So folgte 2008 dem ersten Teil ein zweiter, mit dem sich die Musiker erneut an die Neuvertonung machten. Natürlich wieder mit einer Live-DVD, diesmal fand das Konzert in der Münchner Olympiahalle statt. Käuflich erwerben kann man "Cantus Buranus II" als einfaches Doppel-CD Album oder als Box-Edition mit beiden Silberlingen und einer prallgefüllten DVD. Auf der DVD finden sich nicht nur das München-Konzert, sondern auch ein etwas über 60 minütiger Konzertmitschnitt des Summer Breeze Festivals 2009 und Bonusmaterial zum Corvus Corax Besuch in China, zu dem das Goethe Institut 2008 geladen hatte. (Im Folgenden soll es nur um die DVD-Ausgabe gehen.) Eingeschworene Corvus Corax Fans, die ein Andenken in bewegten Bildern an diesen Konzertabend haben wollen, werden sich über die DVD freuen. Die Konzertaufzeichnung besticht vor allem durch das opulente Soundgeflecht, welches sich aus dem Zusammenspiel zwischen dem Bohemian Symphony Orchestra Prague (unter dem Dirigenten Bernard Fabuljan), den mittelalterlichen Instrumenten von Corvus Corax, dem Passionata Chor Berlin und der Sopranistin Ingeborg Schöpf (Staatsoperette Dresden) ergibt. Die Lichtshow und die eindrucksvollen Gewänder sorgen für die optischen Freuden. Gelegenheitshörer hingegen, die noch dazu vielleicht noch nie auf einem Corvus Corax Konzert gewesen sind, wären mit der CD-Ausgabe wohl besser beraten. Die Aufzeichnung schafft es leider nur bedingt, die vermutlich einmalige Atmosphäre ins Wohnzimmer zu transportieren und so lässt sich das schöne Sounderlebnis nur eingeschränkt genießen. Qualitative Abstriche gibt es beispielsweise bei der - zumindest auf der DVD - nicht stattfindenden Interaktion mit dem Publikum und den überwiegend starr und finster wirkenden Protagonisten auf der Bühne. Die immer gleichen Kamera-Perspektiven empfehlen sich nur dann, wenn man Freude daran hat, den Musikern bei der Arbeit über die Schultern zu gucken. Auch zum Verständnis der lateinischen Texte und ihrer Inhalte tragen Corvus Corax weder verbal noch durch technische Unterstützung bei. Dies wäre zwar nicht zwingend, für den einen oder anderen Konzertbesucher / DVD-Käufer aber womöglich wünschenswert gewesen. Insgesamt ist diese Konzert-DVD keine durchgängig überzeugende, aber mit dem unterhaltsamen Bonusmaterial eine durchaus interessante Veröffentlichung geworden.