Schon immer zeigen sowohl Bill Leeb als auch Rhys Fulber mit Delirium und letzterer ab 1997 mit Conjure One ihre weiche Seite. FLA schön und gut, aber die Herren scheinen eben aufgeschlossen zu sein für mehr: mehr Gutes? Eins sei vorweggenommen: das Album fängt ähnlich ein, wie der angenehm süße Duft von Orangenblüten und verkauft subtil eine kleine herbe Note mit, die dem Konsumenten nicht direkt auffällt aber wichtig für das Gesamtwerk ist; wichtig, um nicht im Einheitsbrei der Indie-Chill-Outs zu versinken. Jedoch scheint Fulber seine Fans nicht nur im Alternative-Bereich zu haben, denn die Platte wurde vom Canada Music Fund unterstützt. Das Konzept inkludiert wieder diverse Gastsängerinnen, die den elektronisch vielschichtigen Stücken unterschiedliche Nuancen verleihen. Musikalisch erinnert das wie in ‚Places that don’t exist’ positiv an William Orbit, aber auch eine leicht world-music angehauchte Stimmung lässt sich bspw. in ‚Nargis’ finden. Das schnellste Stück ist ‚Demon Inside’ und arbeitet mit Sprachfragmenten, die mal klar, mal verzerrt ungewollt eine mystische Spielart des Big Beat aufbauen. Ein Stückchen Drumloop gibt’s übrigens im Titeltrack auch von Allrounder Daniel Myer, der inzwischen ja bei so vielen Acts mal zu finden ist ohne sich dabei auszuverkaufen. Entspannt, aber wie die Bilder im Booklet auch zeigen, schwank ‚Oligarch’ beständig zwischen strandlosem Meer und leicht feindseligem Moor. Eine Mischung, die das Album erst interessant macht. In einer guten Stunde erzählt Fulber viele unterschiedliche Geschichten mit Liebe zum Detail, zusammenhängend und doch in unabhängigen Kapiteln. Damit ist ‚Oligarch’ ein Sommeralbum, für die, die auch bei dreißig Grad lange, schwarze Klamotten tragen…