Misstrauisch wird man immer dann, wenn eine neue Band mit zu vielen großen Namen in der Bio auftritt. Soll sind in der Kurz-Beschreibung auf der Bandpage sind folgende Wörter verlinkt und gehighlighted: Compact Space, Christian Eigner, Daryl Bamonte, Depeche Mode, Dave Gahan und The Cure. Florian Kraemmer, Sänger der Band, scheint hingegen nichts mit dem Internet zu tun zu haben und muss sich deshalb mit dem normalen Font begnügen ;-) Aber genug der Spitzen: erst mal hören was drin steckt. ‚Nameless’, das erste Album der Band wird am 24.6. veröffentlicht und enthält neben neun Songs noch zwei Extended Mixes. Wo kann man die Musik nun einordnen? Elektronisch dominierter Pop auf jeden Fall, vielleicht am besten noch mit Northern Lite vergleichbar, denn Ausflüge ins Indie-Rock-Gefilde sind deutlich zu hören und Florian Krämmers Stimme klingt ähnlich abgeklärt wie die von Andreas Kubat. Soundauswahl und Produktion hingegen lehnen sich schon mehr an Depeche Mode und Konsorten an, bei der frickeligen Ballade ‚The Unstoppable Collision spielt ein gewisser Herr Gore dann auch noch Gitarre. Was dabei heraus kommt lässt sich hören und zeigt auf, wie auch so mancher SoTU Song hätte klingen können. Genug der Vergleiche, denn die Band schafft es durchweg einen eigenständigen Eindruck zu machen. ‚Push Push’ als neue Single hat Ohrwurmcharakter und durchaus das Zeug auch mal im Radio gespielt zu werden. Am besten zum Clubeinsatz mit catchy Hookline und vordergründig eingesetzten Lead-Sounds eignet sich ‚Lonely Star’. Hier traut sich Kraemmer dann auch mal das abgesteckte Terrain zu verlassen und in den Strophen fast so schön zu brüllen wie Douglas McCarthy. Der Refain transportiert den Song dann zurück ins Gesamtkonzept und hält den Spannungsbogen des Albums aufrecht. Nach diesem Song verliert sich ‚Nameless’ dann leider ein wenig in sich selbst. Vier Midtempo-Nummer, die teilweise recht breiig abgemischt sind halten nicht den hohen Standard der ersten Hälfte, der Spitzenreiter in dieser Sektion ist sicherlich ‚Reverse Happiness’, dicht gefolgt von ‚Don’t Look Back’. Die beiden Extended Versions bieten genau das, was der Name verspricht: längere Versionen, die bestimmte Passagen der Songs herausheben und noch besser die einzelnen Sounds prominent vorstellen. Dabei ist zu bemerken, dass 'The Unstoppable Collision hier instrumental gehalten wurde. Gute Abmischungen! ‚Nameless’ hat einige echte Pop-Juwelen zu bieten, kann jedoch nicht durchgängig überzeugen. Auf jeden Fall hat die Band es geschafft, interessante Sounds mit guten Melodien und überzeugendem Gesang zusammen zu bringen, was schon mehr ist als das, was so manche befreundete Band auf dem letzten Studiowerk zustande gebracht hat.