Die in Unschärfe gezeichneten sind zurück: Martialisch, kalt und ungnädig kehren The Committee nach drei Jahren zurück und päsentieren ihr drittes Album 'Utopian deception'. Und als großer Freund der ersten beiden Alben bin ich natürlich wieder mit dabei – die in Belgien verortete Black Metal Truppe mit einigen Doom Verweisen ist einfach etwas Besonderes.

Das liegt natürlich unter anderem an ihrer Selbstdarstellungspolitik, die Vermummung bei Konzerten, die Anonymisierung und gleichzeitig die plakative Zurschaustellung einer durch totalitäre Regime geprägten Ästhetik. Die Musiker, die laut eigener Aussage aus unterschiedlichen Ländern stammen, spielen mit einer Form der Abschreckung, die ein gutes Spiegelbild vieler aktueller politischer Entwicklungen sind. Es sind aber auch die textlichen Irrfahrten, die zunächst nicht ungewöhnlich erscheinen für den Black Metal: Die Demo 'Holodomor' behandelte den 1932/33 verübten, kontroversen Völkermord von Millionen in der Ukraine, das Debüt 'Power through unity' russische Geschichte und die Beziehungen zu Deutschland zum zweiten Weltkrieg. 2017 ging es dann um die Machtinstrumente der modernen Welt und das Besteben, mit diesen Instrumenten auf uns einzuwirken und heuer wird Soziale Manipulation allgemein verarbeitet. Das Besondere bei The Committee ist dabei aber nicht nur, dass sie sich augenscheinlich nicht nur aus der Vergangenheit in Richtung aktuellem Geschehens bewegen und ihre Geschichten aus Sicht der Toten erzählt wissen wollen. Es geht vielmehr auch in Verbindung mit dem herausfordernden Auftreten um eine Abstrahierung: Macht und der Einfluss von Regierenden auf die Bevölkerung. Und damit setzen sich die Musiker von ewig kriegsberichtserstattenden Panzerdivisionen wie Marduk ab, fordern den Hörer heraus, verursachen ein mulmiges Gefühl und zeigen kein bischen Entgegenkommen.

Verpackt haben The Committee dies wieder einmal in einen Batzen erdrückender Schwere. Doomig bedrohliche Riffs zermürben in Verbindung mit dem in meinen Ohren großartigen Vocals, schnellere Parts erinnern an spätere Immortal. Die Keyboards erhöhen die Dramatik, ohne störend aufzufallen und alles ist unglaublich kompakt zusammengesetzt. Anders als bei den bisherigen Alben ist die Spielzeit auf 45 Minuten begrenzt, die einzelnen Songs (wie immer 6 an der Zahl) also mit Spielzeiten zwischen sechs und neun Minuten fast schon auf den Punkt. Es ist schwierig zu Beschreiben, was es genau ist: ich empfinde das Treiben ungemein packend und emotional mitreißend, auch wenn ja optisch und kompositorisch gerade eine kalte, unnahbare Art und Weise zur Schau gestellt wird. Das hat die beiden Vorgängeralben für mich besonders gemacht und auch dieses Mal geleingt es The Committee, mich zu überzeugen.

Alle drei Alben halte ich für stark, wenn auch einige Hörer mit Recht eine Gleichförigkeit attestieren werden. The Committee machen Black Metal, der eine Atmosphäre erzeugen will, der in eine Stimmung versetzen will. Auf 'Memorandum Occultus' fand sich in meinen Ohren der bisher einzige Hit mit "Synthetic, organic gods - Weapons of genocide", 'Utopian deception' ist hingegen durch seine kompakteren Songstrukturen und die bessere Produktion das auf Albumlänge stärkere Werk. Daumen hoch also für eine Band, mit der man sich gerne befassen darf, macht sie doch an vielen Stellen in Musik und Vermarktung richtig, was andere, deutlich plumpere Vertreter des Genres in Interviews von sich und ihren Werken behaupten aber nicht erreichen: The Committee sind in einem gesunden Maße kontrovers und lassen eine Diskussion zu über Kunst und was sie darf und um unbequeme Themen und die öffentliche Vergangenheitsbewältigung.

 

 

The Committee

Utopian deception


 

29.05.2020

Folter Records

 

http://thecommitteeband.weebly.com/

 

01. Awakening - unimaginable

02. Lexi-con - radical

03. Infection - sensible

04. Harrowing the sane - popularization

05. Ossification - law

06. Ashes - norm