Als die schwedische Band Code 64 vor zehn Jahren ihr Debutalbum „Storm“ veröffentlichte, wehte ein selbiger durch diverse szenerelevante Medien. Krachender, melodischer Electro, deutlich unterscheidbar vom futurepoppigen Einheitsgedudel – da ging ein neuer musikalischer Stern am skandinavischen Himmelsfirmament auf. Damals ging mir vor allem der hartnäckige Ohrwurm „Without You“ nicht mehr aus dem Kopf und auch der Nachfolger „Departure“ wusste wenig später zu überzeugen. Hierbei entnahm das Trio dem Sound ein wenig Härte, fügte eine Prise Space-Pop hinzu und schon war die interne Neuerfindung komplett. Als ein gewisser „Bariuzz“ auf dem Elektrisch-Sampler Volume 2 den Song „Guardian“ in ein technoideres Gewand presste, ahnte man noch nicht, dass exakt jener Remixer auf dem dritten Album „Trialogue“ den abtrünnigen Henrik Piehl am Mikro ersetzen würde. Fortan wurde der Electro-Exportschlager zwar weiterhin für seine Kompositionen gelobt, doch am Gesang schieden sich die Geister. Der Rezensent hielt Code 64 die Treue und konnte sich von den Livequalitäten des neuen Vocalisten u.a. jüngst auf dem Synthember Festival in Berlin positiv überzeugen. Leider geriet das erwähnte Konzert zu einer traurigen Abschiedsvorstellung, denn nachdem auch Christian Espeland die Band mittlerweile verlassen hatte, sahen sich Björn Marius Borg und Hans-Olof Mattsson außerstande, unter dem gleichen Namen das geplante Album „Power Up“ zu veröffentlichen. Zu viel war zwischenzeitlich geschehen, zu deutlich hatte man sich vom Ursprungssound entfernt und zu stark erwuchs der Wunsch, einen kompletten Neuanfang zu wagen. Code 64-Fans sollten sich deshalb künftig an den Namen „Xenturion Prime“ gewöhnen, unter dem die zum Duo geschrumpften Freunde demnächst mehr von sich hören lassen wollen. Als Abschiedssingle gibt es jedoch mit „Accelerate“ noch einmal einen echten Hinhörer, der durch druckvolle Produktion, variablen Gesang und komplexe Instrumentalparts einen mehr als ordentlichen Schlussstrich unter die Discographie zieht. Dabei ist der „Radio Edit“ allerdings bereits derart tanzbar, dass die Frage erlaubt sei, welche Radiostation ihre Hörer mit verzerrten Vocals, hoher BPM-Zahl und einem aggressiv vorgetragenen Wunsch nach „Revolution“ verschrecken möge. Nein, das ist eindeutig Futter für die Clubs, genauso wie der „Apoptygma Berzerk vs. OK Minus Remix“, der mit leichten Bit-Pop Anleihen zu mehr als einmaligem Hören einlädt. Anschließend wird die Euphorie aber konsequent eingedampft: ein unspektakuläres Instrumental „SD Sequence“, der electro-mainstreamige „Henrick Bäckström-Remix“ sowie das U96 Cover „Love Sees No Colour“ locken nicht wirklich hinterm Electro-Ofen hervor. Wobei die Neuinterpretation des Alex Christensen-Klassikers wenigstens live für mächtig Bewegung vor der Bühne sorgte – als Studioproduktion bietet sie dagegen zu wenig Facetten, um mit den bandeigenen Hits mithalten zu können. Mit dieser E.P. beschließen Code 64 ihre zehnjährige Bandgeschichte in geordneten Bahnen, ohne dabei für einen finalen Kracher zu sorgen. Dies sparen sich Björn und Hans-Olof hoffentlich für ihre Rückkehr als „Xenturion Prime“, welche für das kommende Jahr geplant ist. Um aus dem Evergreen „Leaving Earth“ zu zitieren: „I am drifting away...this is my good bye...no need for me to stay.... this is my good bye...“ Alles Gute für die Zukunft!