Es könnte für Cargo City gar nicht besser laufen. Nach dem Radio-Award-Finale 2008 und dem zweiten Album "On.Off.On.Off" folgten vier Songs für den Film "Vincent will meer". Das Projekt um Frontmann Simon Konrad, das als Soloprojekt des Frankfurters begann, ist mittlerweile als Band zusammengewachsen und das merkt man dem neuen Album "Dance/Sleep" deutlich an. Im Mittelpunkt steht zwar immer noch die etwas gewöhnungsbedürftige Stimme Simon Konrads, aber die Songs des neuen Longplayers weisen deutliche Spuren kollaborativen Songwritings auf. Der titelgebende Opener "Dance/Sleep", der auch gleichzeitig die erste Single des Albums ist, offenbart zwar durch den markanten Refrain, der sofort ins Ohr geht, Hitpotential, ist aber bei weitem nicht das Beste, was das Album zu bieten hat. Schon das Duett mit Keyboarderin Nadine Renneisen in "Let's Fail In Love" weist durch seine leichten Disharmonien merkliche sperrigere und zugleich faszinierendere Züge auf. Der trockene Sound erinnert ein wenig an Sonic Youth, was auch an der Stimme von Nadine Renneisen liegen dürfte, die mit ihrem Sprechgesang an Kim Gordon erinnert. Aber es kommt noch besser. "The Choir" ist eine düstere Moritat, eine äußerst melancholische Ballade, die sowohl inhaltlich als auch musikalisch ein absolutes Highlight ist und schon fast allein den Kauf des Albums rechtfertigen würde. Aber Cargo City spielen auch auf der Sonnenseite des Lebens und beweisen auf ihrem neuen Album ein Händchen für eingängige Melodien und Musik, selbst mit Hang zur Tanzbarkeit. Das treibende "Walk Over The Alps" hätten selbst die Kings Of Leon nicht besser hinbekommen, das teils akustisch ausgelegte und hoffnungsschwangere "Smile At Me" schon gar nicht. In "The Tale Of The Careless Man" kommt dann zusätzlich das Singer- und Songwriterfeeling des lonesome Riders mit der Akustikgtarre früherer Zeiten wieder durch. Am Ende des Albums folgt dann noch einmal mit "Life In Reverse" ein elektronisch dominiertes Highlight, in dem Simon Konrad mit verzerrter Stimme von menschlichen Gegensätzen singt. "Dance/Sleep" balanciert auf dem Grat zwischen der Schatten- und der Sonnenseite des Lebens. Die Schritte in die eine oder andere Richtung bieten einerseits Abwechslung und weisen andererseits ein mehr als sicheres Gespür für die jeweilige Ausrichtung auf. Tanzbar, melancholisch, düster und heiter zeigen sich Cargo City präsenter denn je und haben ein Album geschaffen, von dem man bestimmt noch einiges hören wird.