Camouflage - Rewind To The Future And Goodbye

Camouflage - Rewind To The...

Wie putzig noch die ersten TV-Interviews von Camouflage waren, wo die Bandmitglieder Heiko Maile, Oliver Kreyssig und Marcus Meyn im breitesten Schwäbisch über den überraschenden Erfolg von "The Great Commandment" sinnierten. Auch wenns sich die drei Jungs, die sich 1984, drei Jahre vor ihrem Durchbruch, als Licenced Technology formierten, ehe sie sich den Namen Camouflage wählten, zunächst in den Gesprächen provinziell gaben, so waren es ihre Sounds beileibe nicht. Angelehnt an die großen Depeche Mode, haben sie sich einem latent melancholischen Synthie-Pop verschrieben, der dem damaligen Zeitgeist perfekt entsprach.

Der Raketenstart war vielversprechend; "The Great Commandment" schlug nicht nur in Deutschland ein, sondern erreichte die Spitze der amerikanischen Billboard Dance Charts, die beiden Alben "Voices & Images" (1988) und "Methods Of Silence" (1989, mit ihrem nächsten Hit "Love Is A Shield") haben Goldstatus in Deutschland erreicht. Doch mit dem Weggang von Oliver Kreyssig Anfang der 1990er Jahre begann auch eine Durststrecke für die verbleibenden Musiker. "Meanwhile" (1991) und "Bodega Bohemia" (1993) konnten an den Erfolg ihrer Anfangsphase nicht mehr anknüpfen. Das 1995er Werk "Spice Crackers" stieg nicht mal mehr in die Charts ein.

Das lag vor allem daran, dass man in dieser Zeit mit anderen Stilen liebäugelte und die Band dadurch ihre Trademarks verlor. Infolgedessen wurde es ruhig um die Männer aus Bietigheim-Bissingen, ehe sie 2003 mit neuem Vertriebspartner und der Wiederkehr Olivers das Album "Sensor"  veröffentlichten. Zwar blieb auch hier der große kommerzielle Erfolg aus, die Band wurde aber innerhalb der Synthiefraktion in der Schwarzen Szene groß gefeiert. Regelmäßige Auftritte, unter anderem beim Wave Gotik Treffen oder dem Amphi Festival belegen, dass Camouflage immer noch ihre treue Gemeinde hat.

Diese durfte nun in einer Internetabstimmung ihre Lieblingslieder wählen, die auf  der definitiven Werkschau "Rewind To The Future And Goodbye" auf drei CDs verteilt worden sind. In Anlehnung an ihre erste erfolgreiche Zusammenstellung "Rewind << The Best Of 95-87" und eingedenk des 40. Geburtstag der Band soll dieser ultimative Querschnitt durch die Dekaden die Glanzlichter vereinen. Anhand der Menge der Tonträger wird deutlich: Es gab einige. Nur sind die Schatten von "The Great Commandment" und "Love Is A Shield" so groß, dass kaum andere Nummern die Chance hatten, wachsen zu können.

Dann wäre vielleicht ein Song wie "Shine" mit seinem großartigen Refrain ein mindestens genauso großer Radiohit geworden. Aber auch "Me & You" ist produktionstechnisch wie kompositorisch großes Tennis, und "Count On Me" mit Peter Heppner als Gastsänger ist allein wegen des hohen Besuches über jeden Zweifel erhaben. Nicht zu vergessen die wunderschönen Kleinode wie "Where Has The Childhood Gone?", bei dem man sich einfach geborgen fühlt, wenn man der liebevollen Melodie lauscht. Sie alle haben die Fans in diese Veröffentlichung gewählt.

Dass die Zusammenstellung für den eingefleischten Anhänger keine neuen Erkenntnisse mehr bringt, liegt in der Natur der Dinge. Doch ist "Rewind To The Future And Goodbye" eher für diejenigen gedacht, die bei "The Great Commandment" aufgehört haben, das Projekt zu verfolgen und die vergangenen Jahrzehnte nachholen wollen. Hoffentlich ist das "Goodbye" im Titel nicht der Hinweis, dass Camouflage zu den Akten gelegt wird. Immerhin hat sich Oliver Kreyssig erneut von den deutschen Vorzeige-Synthie-Poppern verabschiedet - zumindest will er nicht mehr live auftreten. Was auch die Zukunft bringen mag: Die "schwäbischen Depeche Mode" haben sich in das kollektive Gedächtnis gespielt und sind zweifelsfrei eine der besten Bands in diesem Genre.

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