Camouflage, die drei Jungs aus Bietigheim sind wohl der deutsche Export-Act der Synthpop-Eighties schlechthin. ‚Fine Electronic Music since 1983’, so betitelten sie ihren Output im letzten Jahr im Cover der ‚Motif Sky’ Single. Dass sie damit keinesfalls übertrieben haben, das unterstreicht die aktuell veröffentlichte Zusammenstellung ‚Archive #01’, die seltene Mixes, B-Seiten und Unveröffentlichtes vereint. Mit der Band zusammen kramte die alte Plattenfirma Universal in den Kellern um den Fans, die nicht im Besitz der kompletten Maxis sind, einen breiten Überblick in bestechender Qualität anzubieten. Über die genaue Auswahl der Tracks lässt sich bei einer solchen Compilation natürlich immer streiten, ohne Zweifel präsentiert sich hier jedoch ein gut zusammengestellter Mix über knapp fünfundzwanzig Jahre Bandgeschichte bei dem lediglich die ‚Spice-Crackers’-Phase neben der B-Seite ‚Wet Electronics’ komplett außen vor ist. Die bekannten Singles sind in Versionen vertreten, die für den amerikanischen, club-orientierten Markt von John Luongo, William Orbit oder auch Camouflage selbst erstellt wurden, und bisher offiziell nicht auf CD erhältlich waren. Frühe B-Seiten wie ‚Every Now And Then’, ‚The Story of the Falling Fighters’, das deutlich Kraftwerk-inspirierte ‚Kling Klang’ und das ewig schöne ‚They Catch Secrets’ unterstreichen hingegen den wahren elektronisch wegweisenden Charakter der Band genauso wie die Zweispur Aufnahmen von ‚Camou say Abdulu’ oder ‚Mr X’, das in einer anderen Version bereits durch das Seitenprojekt ‚Areu Areu’ veröffentlicht wurde. ‚Suspicious Love’ ist lediglich in einer Live-Version enthalten, die man seinerzeit bei einem One-Off-Konzert zur Spice-Crackers CD zum Besten gab und die die diversen ‚Riff-Mixes’ mit der Originalversion und der ‚Slomo’-Version der beiden damals erschienenen Maxis gekonnt und tanzbar verbindet. Ebenso groovy und gelungen erscheint noch heute der ‚Mosaic’-Remix von ‚Handsome’, bei dem Sven Väth und Konsorten die Knöpfchen drehten. Beschaulicher aber nicht weniger überzeugend die Cover-Version ‚Winter’ die bisher nur auf dem 1996 von Timo Hoffman auf Hypnobeat veröffentlichten Sampler ‚Treasury’ erhältlich war. Wie schon anfangs erwähnte ist die Auswahl der Songs immer subjektiv. Allerdings ist mir nicht ganz klar warum gerade bei ‚Thief’ die beiden weit verbreiteten Mixes und nicht der ‚Layout-Mix’ oder der ‚Night-Mix’ enthalten sind, die bisher Promo-Only den Fans vorenthalten bleiben. Ähnlich erscheint der ‚Lexy und K-Paul’-Remix von ‚Love is a Shield’ leider ein wenig überflüssig und der ‚Orbit Ambient Mix’ des Titels hätte an dessen Stelle bestimmt den besseren Beitrag abgegeben. Nun gut, da auch die zahlreichen Mixes von ‚Bad News’ und ‚X-Ray’ bisher ganz fehlen und der wunderschöne ‚Close’-Remix ebenso nicht enthalten ist, darf man vielleicht auf ein #02 hoffen. Ob es einen weiteren Archive Sampler geben wird, das steht – so sagt Heiko Maile – jedoch noch nicht fest und hängt unter anderem davon ab, wie der vorliegende erste Teil angenommen wird. Deshalb an dieser Stelle der Kaufbefehl, damit pünktlich zum Weihnachtsfest 2008 der nächste Review beim Medienkonverter erscheinen kann. Ein adäquates und essentielles Weihnachtsgeschenk für die Fans ist #01 allemal…