Was ist denn da im Hause Bullet For My Valentine los? Gut zwei Jahre nach dem schön thrashigen Scream Aim Fire melden sich die Jungs aus Wales mit ihrem mittlerweile 3. Longplayer zurück. Letzten Sommer verriet uns Padge, dass diese Scheibe wohl ein Mix aus The Poison und Scream Aim Fire werden würde (zum Interview hier entlang). In anderen Interviews wurde laut, dass man mit Scream Aim Fire nie wirklich zufrieden war und der neue Silberig den Sound verkörpern soll, den man eigentlich wirklich darstellen möchte. Als Produzent holte man sich Don Gilmore (Linkin Park, Good Charlotte) ins Haus, um Matthews Gesang zu perfektionieren. Und genau hier muss ich leider ein bitteres Fazit aussprechen: Das neue Album Fever, welches die Nerven der Fans seit mindestens einem halben Jahr spannte (aufgrund einiger Verschiebungen), kann den Erwartungen leider Gottes unter keinem Aspekt gerecht werden. Mit dem Debüt The Poison, welches zwar ziemlich in der Sparte Emo-Core gelegen aber dennoch steinhart war, scheint Fever ganz und gar nicht verwandt zu sein. Und mit dem thrashigen Scream Aim Fire erst recht nicht! Die Produktion bringt uns auf den nächsten Punkt: Eben genau die hohen klaren Vocals von Sänger Matthew geben einem Großteil der Songs einen nervigen Kaugummi-Gejammer-Eindruck, der klingt, als ob der charmante Waliser keine Eier in der Hose hätte. Und glaubt mir, als großen Fan des Quartetts fällt mir dieses Statement ganz besonders schwer. Bereits bekannt durch Myspace und offizieller Homepage feuert "Your Betrayal" noch auf feurige und eingängige Weise und lässt einen zu Beginn noch sehr optimistisch sein. Doch bereits beim Titeltrack "Fever" legt sich meine Stirn in Falten und ich frage mich was dieser Song für eine Funktion haben soll. Beginnend mit einem fackelnden Gitarrengewitter erschüttert der Track jedoch im Chorus mit einer monotonen nichts sagenden Popatmosphäre! Das als Titeltrack ist fast bitter. Dagegen kann "The Last Fight" mit walisischem Power glänzen und vorläufige Zweifel an die Wand drücken. Pfeffer in den Chords , Reißer auch in den Vocals und Schmetter in den Drums - über Padges erstklassige Handarbeit müssen wir sowieso nicht reden. Nicht schlecht, nicht schlecht. Aber jetzt scheint irgendetwas ausgesetzt zu haben. Die nächsten vier Songs hätte man sich gelinde gesagt, sparen müssen. Wer BFMV-Balladen wie "Tears Don't Fall" oder "Say Goodnight" liebt, wird sich bei "A Place Where You Belong" wie im Plantschbecken fühlen. "Pleasure And Pain" erinnert derweil an einen dieser fiesen Alpträume, in denen man das Gefühl hat, nicht voran zu kommen, obwohl man um sein Leben rennt. Dabei liegt das Problem eigentlich gar nicht auf der musikalischen Seite. Auch wenn die Melodieführung an und für sich vielleicht teilweise fragwürdig erscheinen mag, Leadgitarrist Padge, Basser Jay und Drummer Michael legen zweifellos einen passablen Job hin. Der brüchige Knackpunkt scheint wirklich an Matts Stimme zu liegen, die den Gesamteindruck schlicht weg grausam verweichlicht. Glücklicherweise können die weiteren 4 Songs den Schnitt von Fever wieder um einiges anheben. Während "Bittersweet Memories" rhythmisch so gehalten ist, dass man auch nach 7 Bier noch seine Haarpracht hin und herschwingen lassen kann ohne umzufallen, bestätigt "Dignity" die aufgestellte Hypothese. Die wütenden Shouts von Jay und energischen Screams von Matt lassen das Paket gleich viel kraftvoller auf uns niederprasseln. Warum nicht mehr davon? Vielleicht braucht es jemand, der den Walisern öftersmal den Cider stibitzt um die Wut immer adäquat hoch zu halten? "Begging For Mercy" und "Pretty On The Outside" schlagen in die selbe Kerbe und werden live sicherlich für wunde Mandeln sorgen. Hätte man das ganze Album im Stile dieser letzten Tracks gehalten, wär aus Fever zwar dennoch kein gleichwertiger aber immerhin ansehnlicher Nachfolger geworden. Betrachtet man sich dieses Ergebnis jedoch in seiner Gesamtheit, hat man an Bullet For My Valentine, insbesondere an Matt nur einen Wunsch: Bitte wieder umkehren!!!