Das im japanischen Osaka beheimatete Quartett Blood (das seit der Gründung Anfang 2002 bereits einige Besetzungswechsel und eine turbulente Historie hinter sich hat) gehört inzwischen zu den bekanntesten Vertretern des Visual Kei. Selbst das Jugendmagazin Bravo widmete den extrem aufwändig und pompös gestylten Musikern schon Berichte und Fotos in seinem Magazin und kurbelte damit den Kult-Exportschlager aus Japan auch in der breiten Masse kräftig an. Mit "The reaper behind me" hat die Band um Darkest Labyrinth-Labelchef Kiwamu bereits ihr fünftes Album veröffentlicht. Im Rahmen des im vergangenen Jahr ins Leben gerufene künstlerischen Konzepts "Symphony of chaos" entfachen Blood ein tiefschwarzes Feuerwerk opulenter Gothic-Epen, geprägt von rockigen Gitarren, verträumten Synthieklängen und Fukis melodramatischem Gesang. Vom ersten bis zum ersten Song strotzt "The reaper behind me" nur so vor Melodie und Pathos, der nicht nur ehrlich und authentisch daherkommt, sondern auch noch zu überzeugen weiß. Blood – inzwischen wohl mehr ein Kunstwerk als eine Band – legen unglaublich viel Gefühl und Liebe fürs Detail in ihre Musik – kein Wunder, dass die Band nicht lange brauchte, um sich einen großen Namen zu machen. Trotz englischer Songtitel wird in der geliebten Landessprache gesungen – nicht nur, weil erstaunlich wenige Japaner sehr gut Englisch können, sondern weil der eigentümliche Klang des Japanischen sich so perfekt ins musikalische Gesamtbild einfügt. Mit der liebreizenden Exo-Chika vom Tokioter Electro-Duo Aural Vampire und der österreichischen Musikerin Suzy Q alias Emily Rose holte sich die Band zusätzlich weibliche Gesangsunterstützung, die sich allerdings – leider – doch eher auf ein Minimum beschränkt. Dafür rockt sich das Quartett bisweilen metallisch schwer und mit sattem Tempo durch Liebe, Leiden, Blut, Schmerz und Tod. Verschnaufpausen sind selten, manchmal mutet das Album gar ein wenig hektisch an; ein Empfinden, das sich aber schnell verliert, wenn man sich einmal in die Welt und Eigenheiten von Blood’s J-Rock eingehört hat. Auf lediglich 1000 Stück limitiert ließ man es sich bei diesem exotischen Machwerk nicht nehmen, der treuen und hungrigen Fangemeinde einen weiteren Gang zu servieren, in Form einer zweiten Fulltime-Remix-CD. Befreundete Musiker und Labelkollegen wurden geladen, um die Titel des Albums (mit Ausnahme des Stücks "Danse Macabre") im eigenen Stil neu zu interpretieren. Trotz so unterschiedlicher Künstler wie den amerikanischen Gothrockern The Last Dance, den australischen Visual Kei-Newcomern GPKISM (gleichzeitig Kiwamus zweite Band, wir berichteten) oder den Griechen Virgins O.R. Pigeons ist die Scheibe zum größten Teil recht elektronisch ausgefallen. Besonders gelungen sind dabei der Blue Birds Refuse To Fly Mix von "Chain", Virgins O.R. Pigeons’ Version von "Danse Macabre" sowie der "Dead-hearted"-Remix von In-Tranzit. Etwas gewöhnungsbedürftig ist hingegen "Wall of grief" im DJ Dora Mix – Entstellung und billiges Techno-Gebolze pur, während Spectrum-X mit ihrer Heavy Metal-Version von "Chain" erst für Erstaunen sorgen, dann aber durchaus überzeugen können. . "The reaper behind me" ist zweifellos ein wunderbares Geschenk an alle J-Rock- und Visual-Kei-Fans dieser Welt – ob der ein oder andere Track jedoch jemals in schwarzen Club-Playlists auftaucht, ist fraglich (J-Rock-Specials einmal ausgenommen, ganz klar). Am ehesten dürfte das dann vermutlich noch ein Remix sein, während die Original-Tracks im Grunde die größere Bereicherung wären, sind die meisten Playlists doch inzwischen so spannend wie kalte Füße. Vielleicht findet auch der ein oder andere Gothic-Liebhaber einen Zugang zum musikalischen Kosmos des Landes der aufgehenden Sonne. Lohnenswert ist diese Reise allemal.