Die Blockflöte des Todes, Matthias Schrei, kehrt mit einem vierten Album zurück und gesteht uns „Ich habe heute Ananas gegessen“. Wie? Ihr kennt das Soloprojekt nicht, das 2010 beim Bundesvision Song Contest den 11. Platz nach Sachsen brachte? Macht ja nichts, denn nun gibt es ja 14 Lieder lang die Möglichkeit, das nachzuholen (und in der Deluxe-Version wäre da noch eine DVD mit dabei). Ich zumindest durfte das und bin nach dem Kennenlernen erst einmal bedient. Ich bin ein neugieriger Mensch, ich muss alles mal probier'n. Daher weiß ich, mit elektrischen Zahnbürsten können nur Frauen masturbieren. Ich mach immer worauf ich Lust hab', ich bin ziemlich ungeniert. Erst neulich in meiner Doktorarbeit hab ich Guttenberg zitiert Tatsächlich finden sich auf dem Album eigentlich viele Punkte auf der Haben-Seite. Das fängt ganz elementar mit der wunderbaren Instrumentierung an. Großartig, was Schrei da für sich in seinem Kämmerlein daheim eingespielt hat – der Sound warm und professionell, spannende Ideen und alles doch geschmeidig wie ein Belle & Sebastian Album. Das macht auf jeden Fall Freude, genau wie die zum Teil tollen Melodien. Das Einstiegslied zum Beispiel geistert mir melodisch gerne durch den Kopf, der gelungene Hintergrund(Gast)gesang tut sein Übriges. Etwas Pop, etwas Punk, etwas Liedermacherei – auf Albumlänge kann Schrei mich instrumental überzeugen. Cathrin, Cathrin, Wir sind in Team- sportarten nie sehr gut gewesen und ich neulich gelesen […] Tja, instrumental. Nur sind die Texte das zentrale Element der Blockflöte des Todes. Natürlich werden alle wichtigen Themen abgearbeitet, wie sich das für eine solche kritisch-intellektuell-augenzwinkernde Liedermacherei gehört: Weltgeschehen, Politik, Gesellschaft, Lebensgefühl Mitte 30, Beziehungen, Trennungen, Sex. Alles dabei, alles drin. Aber ich will verdammt sein: ich komme einfach nicht rein. Nicht, dass ich solche Musik nicht mag und zynisch-humorvolle Texte meide, nein, die Blockflöte spült an mir vorbei und schafft es nicht, mich mitzureißen. Herrman fährt und Eva sucht im Radio einen Hit, ler.. ..nt den Text und singt dann ganz laut mit Witzig? Mja, zum Teil nett gereimt, zum Teil nette Ideen. Aber für mich stellt sich die Frage, ob Schrei nicht eigentlich viel zu nett ist für Zynismus. Da ist mir „Ein Zimmer in Berlin“ viel lieber: das nett gesungene Duett hat eine nette Melodie, einen netten Text und will das sein, was Schrei in allen weiteren Liedern eigentlich auch „nur“ ist: Nett. Da hilft der auch der (viel zu häufige?) Einsatz von Anzüglichkeiten nicht. Wir sind verliebt, wir sind zusammen, wir haben keine Probleme Ich geb' dir immer Rückendeckung wenn ich dich von hinten nehme [...] Auch andere Mütter haben schöne Töchter Aber deine hat die Schönste: deine Schwester Geschmackssache, ganz klarer Fall. Nicht mein Geschmack, aber muss es wohl nicht. Lob bekommt Herr Schrei für die tolle Instrumentierung, die Melodien und den Einsatz der Gastsänger. Und für den tollen Nintendo-Dudelsound in „Bier trinken, Pizza essen und in Transformers gehen“. Textlich hat mich leider nicht ein Song wirklich begeistert – und das Prädikat nett ist für Humor fast schon tödlich.