Mit Reordered geht eine Kollaboration an den Start, die man so im ersten Moment nicht erwartet hätte: Blank and Jones als Trance-/Chillout Producer und Mark Reeder, den man aus dem Factory-Umfeld und mit Bands wie Malaria und den Neubauten im Kopf hat. Beschäftigt man sich näher mit Reeder, so wird jedoch schnell einiges klar: den neben dem Indie-Electronic-Background hat Reeder auch noch die Berliner Techno-Geschichte mitgeprägt und Künstler wie Paul van Dyk und Cosmic Baby an den Start gebracht. Dass er dabei in den Neunzigern auch Blank und Jones über den Weg gelaufen ist, verwundert dann schon weniger. Und so ist Reeder auch die Brücke zu Bernard Sumner, der ja bekanntlich die Vocals zu ‚Miracle Cure’ vom letzten Blank and Jones Album beisteuerte. Dieser Track wurde bereits für den Single-Release von Reeder neu abgemischt. Der Rest ergab sich und nun liegt ein Album vor, das die Vocal-Tracks der letzten B&J-Alben in ein neues Licht setzt. Der Anspruch Reeders war dabei, sich weniger von der allmächtigen Technik zu opulenten Soundlandschaften treiben zu lassen,sondern viel mehr die Einfachheit der Achtziger Abmischungen wieder aufleben zu lassen. Herausgekommen ist wirklich ein Album, was in den Original Eighties hätte bestehen können, denn auch die Chill-Out-Tracks werden in den entsprechenden Kontext gestellt und Gastsängerinnen wie Bobo, Vanessa Daou oder Elles erscheinen plötzlich in einem ganz anderen Licht. Sicher kann Reeder dort am besten arbeiten, wo er auch Achtziger Sänger/innen und entsprechende Melodien vorfindet. Da drängen sich Songs mit Anne Clark, Bernard Sumner, Claudia Brücken und Robert Smith natürlich auf, aber auch Trademark und Steve Kilbey scheinen prädestiniert zu sein. ‚ A Forest’ hat in der vorliegenden Version nun natürlich gar nichts mehr mit Blank and Jones zu tun und ob ‚The Hardest Hard’ nun erst in der Acoustic Version vorgelegen hat oder zunächst als Trance-Epos aus der Feder von Blank and Jones stammt, das wage ich nicht zu sagen. Die Mixes selbst sind durchgängig gut, jedoch nicht phänomenal; muss doch bspw. Anne Clark erst drei lange monotone Minuten überstehen, bevor sie gesanglich die restlichen vier Minuten unterstützen darf. Die Highlights des Albums sind ‚Miracle Cure’, das sich von der Instrumentierung mehr nach Frau Clark anhört als ihr eigener Track, ‚So Cold’ mit dem wohl härtesten Synth-Ansatz und ‚Revealed’ im New Romantics Outfit. Am meisten überrascht Mark Reeder jedoch mit seiner Interpretation von ‚A Forest’: Statt Schwarzwald Mix, der Kirschtorte und Frauen mit roten Bommeln auf dem Kopf suggeriert, hätte man diesen vielleicht eher Düsterwald Remix nennen sollen. Denn bedrohlich mit mystischen Flächen und prominenten Gitarren im halben Tempo kann man die kleinen Hobbits vor dem geistigen Auge wahrlich vor dieser Geräuschkulisse zittern sehen. Sehr schön, für diesen Song gibt es volle Punktzahl. Von den Chill-Out Königinnen gewinnt Bobo, die in drei Songs gefeatured wird. Kein Wunder, bringt sie doch die charismatische Stimme mit, die bereits in Zeiten ihrer White Wooden Houses als extraordinaire offensichtlich wurde. Reordered ist eine schöne Zusammenstellung von guten und teils leider auch etwas glatten Songs, die durchgängig in eine neue Ebene gehoben wurden. Wie bereits beschrieben sind die entstandenen Remixes nicht immer der Brüller schlechthin, ein echter Ausfall ist jedoch auch nicht zu verzeichnen. Und da die CD im Midprice kleiner zehn Euro angeboten wird kann man hier getrost zugreifen.