Oft hört man: In manchen Fällen oder Situationen sei es besser zu schweigen, wenn man nichts mehr zu sagen hat oder es viel ratsamer wäre, wenn man aufhörte. Ganz besonders dann, wenn man sich nur noch wiederholt und sich selbst dabei kopiert. Wie es sein und klingen kann, wenn man solche Ratschläge ignoriert, solche Warnungen in den Wind schießt - zeigen die Geschwister Schindler auf ganz eigene, seltsam-tragische und gravierende Weise, so dass am Ende zumindest - oder lediglich - die Bestätigung bleibt, dass das Electro-Gothic Duo ihrem Albumtitel alle Ehre macht und "Negativ" die Wertung ausfällt. Und das ist schmerzhaft. Schmerzhaft nicht nur für die eigene, treue Hörerschaft und diejenigen, deren Hoffnungen und Erwartungen hiermit enttäuscht wurden, sondern auch für all diejenigen, die anhaltend und wohlwollend der musikalischen Entwicklung der Beiden zugetan waren. Nicht zuletzt auch für die Band selbst.
Aber mit dieser Veröffentlichung, der insgesamt sechsten, haben sich Martin Schindler und seine Schwester Tina in ihren Ideen und Umsetzungen mehrfach verzettelt, verrannt und letztendlich: ihr Projekt krachend gegen die Wand gefahren. "Negativ" ist eine Mangelware mit vielen mehr oder weniger ins Gewicht fallenden, sich aber summierenden Schwachstellen, die weder verständlich sind, noch sich in irgendeiner Weise schönreden ließen. Die bisherigen, selbst gesetzten Standards können Black Heaven mit ihrem Album überhaupt nicht halten, was zur Folge hat, dass die wunderbare Lyrik, die emotionsgeladenen Atmosphären, die inhaltlich bestechenden, kritischen Themen hierauf schmerzlich vermisst werden und nur - wenn überhaupt - in minimal erkennbaren Ansätzen zum Vorschein kommen. Ein bisschen, erinnert das Album an eine Berg- und Talfahrt.
Das angenehme Intro "MMVIII" und das sich anschließende, melodisch-treibende und Tanzflächen taugliche "Staub zu Stein" steigern das Interesse für mehr, welches gleich darauf unsäglich mit orientalischen, störenden Spielerein ("Violent Acts Of Hate") zunichte gemacht wird. Mit "Weiße Lilie" und "Glut und Asche" folgen belang- und lieblose Beiträge, die als Lückenfüller negativ aufstoßen. Aus dem Tal aufwärts zuführen, gelingt es dem dunkel-getragenen, eingängigen "Von hier zu den Sternen", dessen positiv gewonnenen Eindruck das darauffolgende, absurde - vom 90'er Sound geprägte - "Kill The Pain" in den Boden rammt. Inhaltlich kaum von den anderen Titeln zu unterscheiden, dafür aber wenigstens mit dem Versuch ein gewisses Niveau zu erreichen, hängt sich nach einem trivialen Instrumental der Titel "Egal" an. Und dann wird es wieder richtig übel: es geht abwärts! Das ohrenfeindliche "Negativ" und das - vorsichtig ausgedrückt - schräge "Etwas", fügen sich in das hintere Drittel der Tracklist ein. Eigentlich kaum noch erwähnenswert, dass mit dem mittelalterlichen, rockigen Instrumental "Veitstanz" wieder eine zur Erholung beitragende Nummer folgt, die dann mit dem belanglosen "War Atrocities" ganz schnell wieder dahin ist. Den Schlusstitel bildet die Interpretation "Der Leiermann", im Original von Franz Schubert, die zwar in der Pianoversion ganz gut zu funktieren scheint, sonst aber nicht weiter beeindrucken kann.
Die limitierte Auflage wartet dann zusätzlich noch mit einer Multimedia Section auf, die weitere drei Bonustitel parat hält, wobei anfangs noch nicht zu erahnen ist, ob es sich hierbei und nach den vorangegangenen 14 Titeln um einen Segen oder Fluch handelt. Es stellt sich aber heraus, dass Black Heaven mit "Luzifer" ein angenehmes, melodisches und bass-lastiges Instrumental, mit "Kaltes Licht" eine tanzbare und mit "Augenblicke" eine ernsthafte, gedrückte Nummer abliefern, die alle drei kein bisschen penetrant wirken und damit zumindestens einen kleinen Beitrag zur Wiedergutmachung leisten. Ansonsten bleibt nur ein ganz mieser Nachgeschmack: "Negativ" ist mit Abstand eines der schlechtesten Black Heaven-Alben, um nicht zu sagen, ein ganz Generelles. Vielleicht haben Black Heaven tatsächlich nichts mehr zu sagen und keine wirklichen Ideen mehr. Ihre Konsequenz allerdings ist: ein Best-Of Album, das Ende August erscheint.