Alle stillen Völker heißt sie, die neue CD von "Birdmachine". Hinter "Birdmachine" stehen Chris Goellnitz und Michael Schaffer. Beide werden vielen Lesern wohl auch durch die Band "The Beautiful Disease" ein Begriff sein. Wer "TBD" oder auch "Birdmachine" kennt, wird ahnen, dass der Titel des Albums Programm sein wird und niemand mit vorpreschenden Beats oder flauschigen Popmelodien rechnen darf. Stille Wasser sind ja bekanntlich sehr tief und so konfrontieren uns Chris Goellnitz und Michael Schaffer wieder mit den Tiefen der menschlichen Emotionen und des menschlichen Daseins. Es erwarten uns ruhige, experimentelle, minimalelektronische, psychedelische Klänge. Wir wagen uns auf das Gebiet der freien Musik vor. Sobald die CD eingelegt ist, wird der Hörer mit auf eine merkwürdige Reise genommen. Diese führt uns durch sphärische, groteske, brutale, pittoreske oder schaurig schöne Klanglandschaften. Uns begegnen Kinderlachen, Schreibmaschinengeklapper, Grammophonknistern, Kanonenschüsse, Morsegeräusche, chorale Gesänge, Brunftschreie und vieles mehr. Die Stimme von Chris Goellnitz unterstützt ganz wesentlich die tragisch-mysteriöse Stimmung dieser Musik. Sie verwirrt zunächst. In Stimmklang und -farbe kann man sie beim Hören keinem Geschlecht eindeutig zuordnen. Dazu singt er nicht einfach die Lieder herunter. Er interpretiert, spielt mit seiner Stimme wie ein Schauspieler seine Rolle. Mal haucht und flüstert er, um im nächsten Moment zur Arroganz zu wechseln. Er trauert, leidet oder schreit sich die Verzweiflung heraus. Chris Goellnitz schafft es, so viele verschiedene Stimmungen zu übertragen und zusammen mit der Musik so viele verschiedene Bilder in einem zu wecken, dass tatsächlich der Eindruck entsteht, das Hören der Musik kommt einem Film, einer Reise, einem Trip gleich. Dieser führt dann direkt in skurrile, abstrakte und surreale Welten, auf Schlachtfelder, in die Dunkelheit, in verruchte Gegenden, in die Verzweiflung, die Leere und manchmal auch in die Hoffnung. Stille Wasser sind tief! Diese Musik, so still und emotional dicht, ist ein beeindruckendes Beispiel dafür. Sicher ist dieses Album keine leichte Kost. Chris Goellnitz und Michael Schaffer haben hier eine eigenwillige, zeitlose CD geschaffen, die keinem Trend hinterher läuft. Und mit eigenwilliger Musik ist es immer so eine Sache, entweder man kann sich darauf einlassen oder keinen Zugang finden. Wenn man sich drauf einlassen konnte, ist es mit Sicherheit eine CD, welche immer wieder neue Details und Facetten entdecken lässt, die einen auf eine ganz spezielle Art berührt und den Player nicht so schnell verlassen wird.