25 Jahre nach Gründung des sich ständig in der Besetzung wandelnden Ungetüms Bethlehem hat das einzige Kernmitglied Jürgen Bartsch erneut eine Riege spielfreudiger Gäste versammelt um das Jubiläum zu begehen. Gäste muss man wirklich fast schon sagen, denn das Besetzungsrad dreht bei dieser Band beinahe durch und die Liste der Ehemaligen ist inzwischen länger als manch ein Roman. Dieses Mal kehrt mit Wolz ein Drummer zurück, der bereits zur Jahrtausendwende für Bethlehem trommelte. Außerdem bedient ein gewisser Karzov die Klampfe und Onielar, Sängerin von Darkened Nocturn Slaughtercult, schreit, keift, knarzt und singt genüsslich ins Mikro. 25 Jahre Bethlehem bedeuten qualitativ eine Auswahl an Alben wie ein guter Schinken: Durchwachsen. Das Debutalbum „Dark Metal“ formte für viele den Genrebegriff, das etwas andere „S.U.i.z.i.D.“ bedeutete den reputativen Höhepunkt in Sachen kranker Musik, doch Tiefschläge wie das Remake eben jenen „S.U.i.z.i.D.“s „A Sacrificial Offering to the Kingdom of Heaven in a Cracked Dog's Ear“ im Jahre 2009 oder das zuletzt überraschend zahme und wenig spannende „Hexakosioihexekontahexaphobia“ machten es der Fanschar schwer, begeistert am Ball zu bleiben. Einzig Bartschs (nennen wir es) eigenwillige Texte zwischen Wahnsinn und Dadaismus ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bandgeschichte und so ist das vorliegende und schlicht „Bethlehem“ betitelte Album auch wieder ein Freudenfest für alle psychopathischen Wortspielfetischisten. Musikalisch bietet man Kost, die sich auf alte Zeiten besinnt, ohne sich selbst zu kopieren (was sich alleine durch die Vocals ausschließt). Der räudige Opener mit dem romantischen Titel „Fickselbomber Panzerplauze“ drischt fröhlich los und macht keine Gefangenen. Wer Kost irgendwo zwischen Black und Dark Metal schätzt, die nicht post, nicht old school, nicht symphonic oder sonstwie, sondern einfach nur räudig und krank klingt, der wird mit einem Schmunzeln genießen. Onielars Einsatz passt dabei wie Arsch auf Eimer zu den Texten. Empört, theatralisch und natürlich schwer anstrengend wütet sie durch das Programm, jammert auch mal zu Pianoklängen und bietet jede Menge Abwechslung.... und gleiches gilt instrumental. Bethlehem bieten nichts Neues aber eine große, leckere Portion Bethlehem mit schön viel Melodie und vor allem textlich einer Extraportion Krank. Reinhören kann man in so viele gelungene Stücke: der Opener, das erst sanfte, dann walzende "Kynokephale Freuden im Sumpfleben" mit seinem entspannend vorantreibenden Ende, das theatralische Hörspiel „Gängel Gängel Gang“, das instrumental stark an Type 0 Negative erinnernde „Arg tot frohlockt kein Kind“ und die ab „Verderbnisheilung in sterbend' Mahr“ allesamt überzeugenden Abschlusslieder – hier wird froh, wer den Sound mag! Die Band überzeugt mich mit ihrem Jubiläumswerk deutlicher, als mit der Mehrheit ihrer in der Diskographie auftauchenden Releases – ein Album, dass ganz klar zeigt, dass die Band zu Recht eine gewisse Sonderposition hat, einen unverkennbaren Sound (trotz ständig wechselnder Mitglieder und ihrem Einfluss auf das Ergebnis) und das Potenzial, mehr zu sein, als nur ein unbeständiger Geheimtipp. Ob wir noch mehr hören werden von Bartsch und (einer dann wahrscheinlich wieder neu besetzten) Band und wie das Ergebnis klingt – wir werden sehen. Dieses Album dürfen Freunde der alten Taten und Interessierte ruhigen Gewissens auf die Reinhorch-Liste setzen. Erfreulich.