So animalisch wie uns die dreiäugige, schlangenzüngelnde Bestie vom Cover der Neuerscheinung entgegenblickt, genauso provokativ pfeffern uns die Norweger ihr Album entgegen, das ihren Bandnamen trägt. Und das mit Grund, denn nach vielen Jahren des Schaffens ist dieses der Inbegriff des Stils der nordischen Wikinger - eine Mischung aus Death Rock, Surf und Twist, die sich in jedem Titel wiederfindet. Was ist sie, diese Bestie, die scharfsinnig provoziert? Ist sie der Irrsinn deines Geistes?

Mit „Batboner“ liefern die vier Jungs aus dem hohen Norden Einblicke in die persönliche Innenwelt und schmettern uns doch Texte entgegen, die Raum zur eigenen Interpretation lassen. „Tripping the Rift“, so heißt der erste Song, der das Animalische aufgreift und hartnäckig und knallhart die Realität aufgreift. „Put your misery on parade“… Es klingt wie eine Anklage, deren Provokation zunächst dumpf-bedrohlich begleitet wird und sich dann schließlich, eingehüllt in schräge E-Gitarren-Parts, zu einer fast schreienden Stimme steigert. „Love is paid and never real.“ Was ist dir widerfahren? Der nächste Track “Ikon” zeigt deutlich einen tiefen Schmerz, der sich im schrillen, schnellen Sound eingenistet hat. „How`s your depression?“, ist die Frage, die der Song gänzlich beantwortet. „Ignoring wishes to be free.“ Wünsche, die nie erfüllt werden. Und in dem Wechselspiel zwischen Drums, E-Sound und geballter, vereinter Stimmkraft bündelt sich der innere Wahnsinn, der im Nachfolger „Boogie Bat“ zu einem wirren Tanz wird, einem Twist-Rodeo, das die Stimmen im Kopf abwerfen will, um zum Höhenflug anzusetzen. „…fading out to wonderland where I`ll see you bright as day.” Und du siehst Elfen und du wirst fliegen. Ist es nicht so? „I`m singing to the sound that takes me far away from here.”, heißt es hier. Doch statt abzuheben, trittst du durch Tore, hinter denen die Sonne nie scheinen wird. Wie der Schnee fällt, so fällt auch der Sinn. Dumpf und dominierend beschwingt klingt „Circles“ daraufhin wie ein Anerkennen dessen, dass man die Wege nicht abändern kann. „Our hands are full of foolish cards…“ Wütend bündeln sich die Männerstimmen zum nächsten Aufschrei, ehe der Wahnsinn sich ganz in „Lala Land“ verlieren will. Und es wird lebhaft gesungen, bis das Niemandsland als das erkannt wird, was es ist – das Nichts. „The light will glow and ashes rain like summer snow.” Von schreiendem Sarkasmus zeugt im Anschluss “Dysphoria”, dessen fast leiernd erscheinende E-Gitarre den Irrsinn trägt. Und da ist sie, die Bestie, die dich verfolgt. Es sind die Augen in der Nacht, die dich ständig umgeben. In „Henway Hetay Eadday Alsway“ wird die Realität gänzlich ausgerottet - schnell, reitend, dominierend. Mit „Long John Blazing“ schließen die Nordmänner schließlich ihr neues Werk. Und getreu dem Motto, `das Beste zum Schluss`, wirkt der Titel zunächst gänzlich anders. Während die schnellen Rhythmen aufmarschieren, präsentiert sich Sänger Floyd überraschend melancholisch und gebietet Einhalt, unterstützt die Weitsicht auf Zukunft und Vergangenheit. „Jump to the moon in the dead of the night.” Setze deinen Geist auf eine höhere Stufe und nimm den Zug nach morgen. Und wie eine fordernde Anweisung schlägt der langsamen Einkehr dann im Wechselspiel das gewohnte Rock-Inferno entgegen.

Was ein Jeder nach dem Hören für sich mitnimmt, das sei ihm selbst überlassen. „Batboner“ schafft es aber gewiss, stetig das Gehör zu durchdringen, um eben solche, wie die oben beschriebenen Stimmen, für ein paar Momente verstummen zu lassen. Den vier Wikingern aus Norwegen sei der Erfolg nach zehn Jahren des kreativen Schaffens auf jedem Fall gegönnt.

 

31.07.2020

Danse Macabre Records

 

https://www.facebook.com/batboner

 

01. Tripping the Rift
02. Ikon
03. Boogie Bat
04. Chrysalis
05. Circles
06. Lala Land
07. Dysphoria
08. Henway Hetay Eadday Alksway
09. Long John Blazing