Was mag sich Massimo Magrini, der Mann hinter Bad Sector; gedacht haben, als er an "Chronoland" arbeitete? Was ist dieses Chronoland? Welche Eckpunkte markieren die mit Zeitmarken versehenen Tracks, worauf nehmen sie Bezug oder sind sie gar willkürlich gewählt? Welche Hinweise geben die Wörter in den Songtiteln? Die Beantwortung dieser Fragen wäre sicherlich spannend, ist aber im Grunde genommen nicht so wichtig, denn Bad Sector hört sich auf seinem neuen Album ähnlich spannend, dramatisch und eingängig an wie auf seinem letzten regulären Album "CMASA". Ebenso ungewöhnlich wie die Songtitel ist an "Chronoland" die Breite des ausgedrückten Gefühlspektrums. Von Songs, die mit harmonischen Melodien locken bis hin zu düsteren Klangpassagen, die eine bedrohliche Atmosphäre aufbauen, ist alles dabei. Einzelne, fragmentarische Sprachsamples und oft undefinierbare Geräusche, die von mechanischen Tönen wie Kratzen bis hin zu elektromagnetischem Rauschen reichen, machen aus den einzelnen Tracks eine Art Inszenierung und lassen die Songs zwischen Kopfkino und Geisterbahnfahrt pendeln. Den Rest besorgen massive Drones, die aber aus dem Hintergrund agieren und vor allem für die richtige Untermalung sorgen. Anspannung oder Entspannung, Dark Ambient oder Soundtrack? Diese Wahl muss man nicht treffen, denn selbst Massimo Magrini scheint sich davor gescheut zu haben. Auffällig ist der zeitliche Bruch ab Track 8, bis zu dem es chronologisch in der Zeit voran ging. Danach folgen zeitliche Rück- und Vorsprünge und das Album endet an einem Zeitpunkt in der Vergangenheit. Möglicherweise handelt es sich um die auditive Betrachtung von Erinnerungen und die letzte ist eine der schönsten bzw. markantesten. Daher vielleicht auch das in den Song eingebaute Kindergeschrei. "Chronoland" ist eine Zeitreise, die sich lohnt. Faszinierend und außergewöhnlich.