Im Electronica- und IDM-Bereich gibt es mittlerweile tausende Veröffentlichungen und als Hörer kann man da sehr schnell den Überblick verlieren. Eine feste Größe aber ist Tony Young, besser bekannt als Autoclav1.1, der mit ten.one.point.one. sein mittlerweile neuntes Album veröffentlicht und mit jedem dieser Alben ein kleines Stückchen mehr aus der grauen Masse an Releases heraussticht. Beginnt das Album mit 16a noch recht zurückhaltend und wie eigentlich erwartet, so ändert sich das danach vollkommen. Nicht, dass die gewohnten und typischen Elemente von Autoclav1.1 gänzlich umgekrempelt werden, nein, an wunderbaren Harmonien, Melodien und musikalischen Sphären kommt man auch bei ten.one.point.one. nicht vorbei und das ist auch gut so, denn dafür steht Autoclav1.1 ja seit jeher. Wer Tony Young einmal live gesehen hat, der weiß, dass die meist doch sehr harmonischen Tracks der jeweiligen Alben in der Liveversion um einiges rauher und härter daherkommen und eben genau diese Eigenschaft der Livetracks kommt den Songs auf ten.one.point.one. zugute. Auf das gewohnt brilliante Pianospiel, die musikgewordenen Emotionen und die daraus resultierenden Harmonien muss nicht verzichtet werden, aber durch die stärkere Betonung der Beats, die durchweg mal weniger, mal mehr verzerrt sind, gewinnen die Emotionen sehr viel mehr an Stärke und Tiefe und geben dem ganzen Album etwas ungeschliffenes, eine Art rauhe Schale und trotzdem blitzt der so wunderbare weiche Kern hindurch. Im Vergleich zu den vorherigen Alben lässt sich diese Entwicklung eigentlich nur als konsequent beschreiben, denn Tony Young ist kein Freund von Stillstand, was schon der doch recht zügige Veröffentlichungsrhythmus seiner Alben zeigt. Im Großen und Ganzen betrachtet ist ten.one.point.one. schon ein typisches Album für Tony Young und sollte die vorhandene Sammlung ohnehin ergänzen, eine einfache quantitative Erweiterung ist es aber dennoch nicht, denn wie jedes Release ist auch dieses hier ein Kleinod elektronischer Musik und sollte auch als solches behandelt und gehört werden. Um die Metapher aus dem einleitenden Satz zu schließen: Wenn nicht vorher schon, dann ist Autoclav1.1 spätestens mit ten.one.point.one. gänzlich aus der grauen Masse verschwunden und schwimmt obenauf. Tony Young zeigt eindrucksvoll auf, dass die so oft als Hintergrundmusik betitelte IDM noch lange keine sein muss!