Mick Moss kehrt mit 'The Judas Table' nach einigen Seitenprojektveröffentlichungen (unter anderem unter dem Namen Sleeping Pulse) zu seinem Hauptprojekt zurück und beschert seinen Fans drei Jahre nach dem fantastischen 'Fear of a unique identity' eine frische Portion Rock/Metall, den man Dark, Art, Goth oder ähnlich nennen kann, der aber vor allem Fundament für Moss' tiefdüstere Texte ist. Sich selbst einst als “traurigste Band der Welt” bezeichnend wird man auch 2015 zumindest dem Anspruch gerecht, mit den Worten schmerzhaft wunde Punkte zu treffen: 'The Judas table' beleuchtet all die düsteren zwischenmenschlichen Interaktionen, die wir immer wieder erleben,von denen wir erfahren, die wir aber auch selbst zu verantworten haben. Denn Moss' rechnet mit sich und seinem direkten Umfeld ab, in seinen Beschreibungen wird sich aber sicherlich nahezu jeder aufmerksame Hörer wiederfinden. Es stellt sich aber nicht die Frage, ob das wirklich notwendig ist, sich Trennung, Vernachlässigung, Demütigung oder Ablehnung in effektvollen Worten vorhalten zu lassen – das entscheidet jeder für sich. Diejenigen, die sich aber damit beschäftigen wollen, die reflektieren oder sich einfach ihrem eigenen Schmerz hingeben wollen werden mit 'The Judas table' textlich Antimatters stärkstes Album erleben. Das Fundament für die Texte, die Musik, ist dagegen 'nur' gewohnt gut. Moss und Band haben Feintuning betrieben und den Sound von Antimatter sanfter, weniger kantig und mir einen Zacken zu schmachtig gestaltet. Bot der Vorgänger noch rauhe Ausbrüche ist man 2015 zwar weiterhin mit den selben Stilmitteln unterwegs (sanfter männlicher und begleitender weiblicher Gesang, Akustikgitarren, Keyboardteppiche, vereinzelter und dezenter Sequenzereinsatz und dann und wann das eine oder andere drückende E-Gitarrenriff), doch birgt das Verharren an einem (musikalischen) Punkt die Gefahr, mit der Zeit belanglos zu wirken. Wunderschöne Stücke finden sich mit dem Opener, “Killers”, “Can of worms” und dem Titeltrack einige und “Stillborn empires” halte ich schon jetzt für eines der musikalisch mitreißensten Stücke der Engländer, doch hat man auf gesamter Albumlänge immer das Gefühl, dass man da nicht wirklich etwas Neues hört. Hier wünsche ich der Band für die Zukunft mehr Mut, nicht nur dem eigenen Weg treu zu bleiben. Der Herbst kann weiter mit Regen und kalten Winden an mir zehren, ich habe mit 'The Judas table' den Soundtrack für die kommenden düsteren Nächte gefunden und jedem Freund trauriger Klänge, der Antimatter bisher nicht kannte, kann ich nur zum Zugreifen raten. Jedoch muss die Band aufpassen, dass die Musik nicht entgültig hinter den wundervollen Texte als reines Mittel zum Zweck verschwindet.