ANS – Der Synthesizer, der Musik zeichnet: Legendäre sowjetische Elektronik erscheint erstmals außerhalb der UdSSR auf CD

ANS – Der Synthesizer, der...

Achtung Geräusche! 'Cold Spring Records' macht es möglich: Am 28. Februar erscheint "Электронная Музыка АНС" (ANS Electronic Music) erstmals außerhalb der Sowjetunion auf CD. Eine historische Klangreise ins Jahr 1969, als Eduard Artemiev, Stanislav Kreitchi, Sándor Kallós und Alexander Nemtin mit einer der faszinierendsten elektronischen Maschinen aller Zeiten experimentierten – dem ANS-Synthesizer. Wer elektronische Musik liebt, ob klassisch-experimentell oder avantgardistisch-modern, sollte sich dieses Stück Musikgeschichte nicht entgehen lassen.

Der ANS ist nämlich gar kein gewöhnlicher Synthesizer, sondern ein klangtechnisches Kuriosum, das Musik nicht spielt, sondern sie zeichnet. Entwickelt über zwei Jahrzehnte von Evgeny Murzin (Jewgeni Alexandrowitsch Mursin), einem sowjetischen Ingenieur und Wissenschaftler, erlaubt der ANS seinen Nutzern, Klangbilder direkt auf Glasplatten zu ritzen. Das Prinzip: Fünf rotierende Glasscheiben, auf denen jeweils 144 Frequenzen per Hand aufgetragen sind, werden von Licht durchstrahlt. Die resultierenden Muster werden von Fotowiderständen erfasst, die das Licht in elektrische Signale umwandeln. So entstehen Töne – nicht durch Tasten oder Saiten, sondern durch das gezielte Anritzen von Glas. Diese Technik macht den ANS zu einem der wenigen Instrumente, die tatsächlich mehrstimmig sämtliche Frequenzen gleichzeitig erzeugen können, eine Fähigkeit, die kein menschlicher Musiker nachahmen könnte.

Die Auswirkungen dieser bahnbrechenden Technologie gingen weit über das Experimentieren im Studio hinaus. Die atmosphärischen, oft unheimlichen Klänge des ANS fanden Einzug in zahlreiche Filme von Andrei Tarkovsky – darunter Solaris, Der Spiegel und Stalker – sowie in Werke von Andrei Konchalovsky (Siberiade). Jahrzehnte später ließen sich elektronische Avantgardisten wie Coil und Clock DVA von diesem Apparat inspirieren und arbeiteten selbst mit seinen einzigartigen Klangmöglichkeiten. Der Name ANS ist eine Hommage an Alexander Nikolajewitsch Skrjabin, den russischen Komponisten, der für seine synästhetischen Experimente bekannt war und Musik mit Farben verband.

Cold Spring Records präsentiert diesen bahnbrechenden Klassiker nun in einer offiziellen Neuauflage, lizenziert von Melodiya und ausgestattet mit einem edlen Digipak. Das neue Artwork von Abby Helasdottir fängt die eigenwillige Ästhetik des ANS perfekt ein und macht diesen Release nicht nur akustisch, sondern auch optisch zu einem Leckerbissen für Freunde elektronischer Avantgarde und historischer Klangforschung. Es bleibt also nu noch zu hoffen, dass Russland sich irgendwann wieder mehr auf das Erschaffen von Musik und andere kulturelle Disziplinen konzentriert. Die Welt hätte es verdient.

ANS – Der Synthesizer, der Musik zeichnet: Legendäre sowjetische Elektronik erscheint erstmals außerhalb der UdSSR auf CD
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