Annie Lennox - The Annie Lennox Collection

Annie Lennox - The Annie...

Bereits im Februar zeigt sich auch in diesem Jahr wieder eine alte Wahrheit des Musikbusiness: Nach dem Weihnachtsgeschäft ist vor dem Weihnachtsgeschäft. Während andere Künstler sich noch vom Festtagsstress erholen, steht Annie Lennox schon parat – mit einem kritischen Blick zurück auf ihre Karriere und einem Best-of-Paket, das bekannte Perlen mit zwei neuen Songs verbindet. Eine Einladung, die auch Hardcore-Fans hinter dem warmen Kamin hervorlockt. Und: Es funktioniert.

Denn man muss es ihr einfach lassen: Die Frau hat Soul, die Frau hat Stimme – und beides setzt sie seit jeher so gezielt und sparsam ein wie andere Menschen Parfum. Seit 1989 mit Diva das Kapitel „Solo“ aufschlug, veröffentlichte Annie gerade einmal vier Studioalben, die in ihrer Klarheit, Eleganz und emotionalen Tiefe ihresgleichen suchen. Eine Best-of nach zwanzig Jahren ist da weniger Geldschneiderei als vielmehr ein kleines Denkmal, das man ihr problemlos gönnt.

Der Fokus liegt – wenig überraschend – auf Diva: fünf Songs der legendären Platte sowie die Soundtrack-B-Seite „Lovesong for a Vampire“ versammeln sich hier. Die anderen Alben Medusa, Bare und Songs of Mass Destruction steuern jeweils nur zwei Titel bei. Doch ehrlich gesagt: Diese Gewichtung macht Sinn. Diva war Annie Lennox auf einem Höhepunkt, den sie über die Jahre nur punktuell wieder erreichte. Während Bare und Mass Destruction zwar respektable Werke sind, blieb die Begeisterung des Publikums zuletzt doch spürbar gedämpft, was auch erklärt, warum das jüngste Album nicht allzu viel Aufmerksamkeit erhielt.

Gerade deshalb zeigt diese Compilation so gut, warum Annie Lennox eine der prägendsten Stimmen der 90er und 2000er ist: Sie würdigt nicht nur das Offensichtliche, sondern auch die kleineren, leiseren Momente, in denen Lennox ihre Größe bewiesen hat. Die beiden neuen Songs sind dabei nur „halb“ neu – zumindest im technischen Sinne. „Shining Light“ ist eine Coverversion des gleichnamigen Ash-Hits der Neunziger. Doch Annies Interpretation macht aus dem Song ein weiches, strahlendes Kleinod, das absolut zu ihr passt – und Tim Wheeler sowie die im letzten Jahr mit Client tourende Charlotte Hatherley dürften sich kaum beschweren. „Pattern of My Life“ wiederum ist ein zarter, fast anschmiegsamer Titel, der sich in die warme akustische Decke der restlichen Compilation einkuschelt. Ein Überhit ist es nicht, aber ein würdiger Baustein in einem durchweg stimmigen Gesamtwerk.

Und während die ewigen Stimmen „Bei den Eurythmics war alles besser!“ schon hinter der Ecke lauern, sollte man vielleicht eher sagen: „Bei den Eurythmics war vieles anders.“ Wobei selbst das nicht immer stimmt – denn „Little Bird“ klingt ohne viel Fantasie so, als hätten Annie und Dave es wieder gemeinsam aus dem Ärmel geschüttelt. Deshalb, Annie: Danke! Dafür, dass du nach dem Ende der Eurythmics nicht in die Falle des persönlichen Ausverkaufs getappt bist. Danke für diese unverwechselbar viskose, schmeichelnde Stimme, die uns Radiosongs beschert hat, für die man sich nicht schämen muss. Und danke dafür, dass man bei dir nie das Gefühl hat, du würdest einfach nur den Katalog ausschlachten. Mit dem richtigen Produzenten ist sogar ein Comeback-Album mit Pauken, Trompeten und allem Drumherum in den nächsten zwanzig Jahren nicht ausgeschlossen.

Für Sammler gibt’s übrigens noch ein Sahnehäubchen: Neben der normalen Ausgabe erscheint eine sehr erschwingliche Limited Edition, die eine DVD mit allen Video-Clips sowie eine Bonus-CD enthält – unter anderem mit dem Herr der Ringe-Soundtrackbeitrag, einem REM-Cover und weiteren Raritäten. Wer Annie mag, bekommt hier viel für’s Geld.

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