„There is one thing you can guarantee in life – a surplus of pain.” (Nick Cave) Dieses Zitat ziert nicht nur das Booklet der Rheinland-Pfälzischen Formation Andreas Gross – nein, es ist auch eine ziemlich gute Zusammenfassung dessen, was uns auf dem aktuellen Album „Hail to the employee“ erwartet. Düster-traurige Synth-Einspielungen treffen auf mitunter verloren wirkende Klaviereinspielungen, der Einsatz von Akustikgitarre und Cello verfeinert die schaurig-romantischen Songstrukturen. Abgerundet wird das Ganze durch die melancholische Stimme Tabitha Anders’, welche oft einfach nur zerbrechlich und verzweifelt wirkt – es jedoch irgendwie schafft, auch immer einen Hauch Hoffnung in die Songs zu legen. Das Album beginnt mit „Revealing“ sehr melancholisch. Eine sanfte Melodie hinterlegt den Gesang Tabithas und erzeugt so auf Anhieb eine gedrückte Stimmung. „My fears“ ist ein rein akustikbegleitetes Stück, was durch die Stimme der Sängerin an Intensität nur gewinnt. Als der Refrain mit den Worten „All I hear, all I feel - is anything but real.“ ertönt, bildet sich bei mir sofort eine Gänsehaut. Als drittes erwartete mich eine Coverversion des The Birthday Massacre-Songs „To die for“, welcher den Vergleich mit dem Original nicht zu scheuen braucht. Andreas Gross schafft es durch gezielt gesetzte Orchestereinspielungen die Stimmung des Songs einzufangen und zu erhöhen – auch hier ist ein purer Gänsehautfaktor zu attestieren. „Hopeful Despair“ wartet mit rhythmischen Basslinien auf, sehr markant eingespielte Streicher versetzen mich in Verbindung mit dem Text („Salt in my wounds, it’s still not over. Sometimes it seems that I’m long gone – but not for long.“) in ein Wechselbad der Gefühle – ich schwanke zwischen Tränen in den Augen und einem hoffnungsvollen Lächeln. Es geht in diesem Stil weiter – minimale Elektroklänge werden mit Celloeinspielungen und dem Gesang Tabithas gekonnt vermischt, alles durch ruhige, tiefe Bässe unterlegt. Bei „Malfunction“ erwartete mich eine kleine Überraschung – Andreas Groß greift zum Mikro und singt einige Parts selbst ein. Auch er kann durch seine sanfte Stimme punkten. Der nachfolgende titelgebende Track „Hail to the employee“ besticht durch eine ohrwurmverdächtige Pianomelodie, das Textfragment „Trying to hold on, but traditions they may die – we wander like the blind, selling our second-hand minds.“ lädt einmal mehr zum Mitsingen ein. Hierauf folgt ein Remix des Akanoid-Songs „Under the line“, welcher sich nahtlos in den Rest des Albums einfügt. Die CD findet seinen Ausklang mit „Lazarus effect II“, einem basslastigeren Remix des fünften Songs auf dem Album. Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich selten ein Album in den Händen hielt, welches mir so viele Gänsehautmomente verschaffte und mich emotional derart ansprach, dass es seit Tagen hoch und runter läuft. Textlich immer am Rande der Melodramatik, ohne jedoch in Kitsch zu verfallen, besticht es durch ausgewogene Arrangements, intelligent gesetzte Orchestereinspielungen und die zarte Ausnahmestimme Tabithas. Es ist sehr zu empfehlen für die ruhigen Stunden an Winterabenden, an denen der Nebel die Stadt verhüllt, man sich eigentlich nur noch mit einer Tasse Tee in seine Decke kuscheln und vor sich hin träumen will.