Ich gebe zu, Amederia waren mir bisher kein Begriff und als ich erfuhr, dass „Sometimes We Have Wings“ bereits in 2008 erschienen ist und nun als Rarität wieder auf den Markt geworfen wird, war ich etwas skeptisch. Aber meine Skepsis wurde mir rasch genommen und ich war positiv überrascht von dem russischen Wiederaufblühen - von dem rockigen Spiel des Biests mit der Schönen und der Leidenschaft dazwischen.

„In…“ ist viel mehr als nur ein Opener und leitet uns instrumental in die Gefühlswelt, lässt irgendwie gedanklich zurückblicken. Das Klavier trifft uns zart, vereinzelt tief mehrstimmig, gemäßigt. Doch das Tempo nimmt zu, lässt Leidenschaft entstehen und schließlich bist du mitten in einem aufbrausendem, vollen Klavierstück, das sich hoch zuspitzt. Die hohen spielen mit den tiefen Tönen, schnell und intensiv – wie dein Herz jetzt schlägt. Traurig schließt das Klavier in „Doomed Ground“ daran an. Hörst du Streicher oder verlierst du dich einfach in der leidenschaftlichen Mehrstimmigkeit der Tastenklänge? Verträumt gleitest du. E-Gitarre und blechernes Schlagzeug übernehmen das Ruder. Und dann ist sie da, die biestige Stimme - dunkel und tief - begleitet von weiblichen, sphärischen Vocals. Eindringlicher Electrosound reißt dich mit und hält das Ruder. Hast du dunkle oder schöne Träume? Und dann ist es doch wieder da, das Klavier – es führt dich zunächst in „Dreams“ – zart auf seichtem Wave, doch dann setzt voll die E-Gitarre ein. Der dunkle Unterton fängt dich wie die eindringlichen Drums. „It`s something sad inside my soul.“ Rockig melodisch bündelt sich der Sound, die Drums trippeln und die Gitarre züngelt schräg. Gemeinsam schaukeln sie sich hoch, das Biest und die zarte Schönheit. Und dann kommt „Cold Emptiness“. Du hast das Gefühl, du wärst in einem weiten Raum, schwebst in Wolken des Waves. Und dann ist dein Erzähler da und spricht mit dir. Die E-Gitarre trumpft auf. „Emptiness“, die Leere in dir, der zarte Wave spiegelt sie wider und die Stimme der Weiblichkeit ruft dich aus dieser Zwischenwelt. Das Klavier ist wieder da, gemächlich schreitet es voran, während der Erzählton so klar und erdrückend wird. „…that`s not the end of journey…“ Das Klavier nimmt Fahrt auf, voll tritt ihm der Wave entgegen. Es folgt „And So I…“ Du hörst den Regen plattern, das Gewitter. Tragisch voller E-Gitarrensound schlägt dir entgegen wie das prasselnde Wasser. Metallisch klingt das Schlagzeug, auf dem sich die weiblichen Vocals erheben. Es folgt ein Instrumentalpart mit durchbrochenen weiblich sphärischen Lauten. Der Sound wird treibend und dann erhebt sich das Biest auf belegten Drums. Sie will ihn brechen. Es folgt ein aufbrausendes Miteinander auf rockigem Sound, der schließlich in einen zärtlichen Wavepart übergeht. Der Hauch, du hörst das Flüstern… Der Wave rotiert. Die schräge E-Gitarre übernimmt neben den markanten Drums die Führung in „My Soul“. Fast wütend wirkt das Biest - eine Wut, die vom weiblichen Gegenpart durchbrochen wird. Fühlst du dich plötzlich wie verloren? Sie spielen miteinander – er, sie, er. Kurz wird es windig, dann verträumt und dann bestimmen einzelne Schläge, metallisch durchsetzt. Schwach tritt er hinter ihr zurück. „Lovely Angel“ zeigt sich als Parallelstück zum Opener. Das Klavier erhebt sich auf dem schwachen Wave-Unterton, einstimmig und dann von einzelnen, dunklen Tönen verstärkt. Es wirkt, als erzähle das Klavier die tragische Geschichte aus längst vergangenen Zeiten. Sphärischer Wave führt weiter hinein in den Raum, in die Tragik, in die tobenden Gefühle.

Amederia zeigen sich abwechslungsreich und leidenschaftlich und man kann sich freuen, dass die alte Schublade noch einmal geöffnet wurde. Ich persönlich hätte mir ein wenig weniger Biestigkeit gewünscht - klarere männliche Vocals – aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Jede Band hat halt so ihren Stil und ihre Persönlichkeit. Ich bin eindrucksvoll überrascht worden und bin gespannt, ob es euch genauso geht.

 

BadMoodMan Music

 

Release 2020

 

https://www.facebook.com/amederia

 

01. In…

02. Doomed Ground

03. Dreams

04. Cold Emptiness

05. And So I…

06. My Soul

07. Lovely Angel