Drei Jahre nachdem Neige mit seinem Projekt Alcest „Souvenirs d’un autre monde“ präsentierte und damit zumindest mich auch langfristig erfreute, gibt es nun Neues im Staate Frankreich: „Écailles des Lune“ lautet der Titel des mit wunderschönem Jugendstil-Artwork aufwartenden Albums und hinter dem wirklich gelungenem Gewand steckt ein Album, das Fans des ersten Albums und Freunden von Bands wie Amesoeurs oder Agalloch sicherlich nicht vergraulen wird. Die eingeschlagene Richtung des Erstlings wird dabei konsequent fortgesetzt: Multiinstrumentalist Neige baut ruhige Klanglandschaften auf, die immer tragend, melancholisch und romantisch-bis-kitschig sind. Diese werden meist von einer schweren Gitarrenwand getragen, die bisweilen die Erinnerungen an die schwarzmetallischen Wurzeln hervorrufen. Hin und wieder finden sich Folk-Parts und Ambientpassagen um zur Ruhe zu kommen – hier wird forciert, das der Hörer sich auf die Musik einlässt, von ihr fortgetragen wird um schließlich sanft und mit einem Gefühl von Zufriedenheit am Ende des Albums zu stehen. Ähnlich wie bei den genannten Bands ist es Musik, die man am besten mit Kopfhörern genießen kann, während man auf Wanderschaft ist und die Umwelt um sich herum wahrnimmt. Die Vocals verwaisen im Vergleich mit dem Vorgänger verstärkt auf die Wurzeln – während Neige die meiste Zeit clean singt (sehr gelungen!) finden sich immer wieder Parts, bei denen ein überraschend hartes Fauchen zu vernehmen ist und die die sonst so schwelgerische Stimmung herunterziehen und auf dem Boden zurückziehen. Neige hat es geschafft: Alcest bleibt der eingeschlagenen Spielart treu und „Écailles des Lune“ ist ein gelungenes Zweitwerk. Die Stärken des Debuts wurden aufgegriffen und in einen stimmigeren Rahmen übertragen, so dass das Album ausgereifter wirkt. Für unschlüssige oder alle, die mit meiner Beschreibung des Stils nichts anfangen können gibt die myspace-Präsenz einen Einblick, aber wirklich zur Geltung kommt das Album dann doch nur als Gesamtwerk. Ein lohnender Kauf.