Im Internet findet man die 'Church of Adam' - kein neuer Verein von alten Omis, die vor Supermärkten dahinvegetieren, sondern eine italienische Elektroformation, die wirklich Selbstbewußtsein hat... Zunächst wird der Besucher mit einer ellenlangen Erklärung bombardiert, warum die Band Adam heißt und nicht Horst, Giovanni oder Eva. Das klingt auch wirklich net schlecht - so, als ob man sich bei dem Namen was gedacht hat. Da stecken Menschen dahinter, die nachdenken, die einen Anspruch haben und diesen nun musikalisch umsetzen wollen. Einer der Namensmysterium-Texte endet mit " Seid ihr bereit für dieses neue Electrophänomen?" Meine Antwort ist nach einigen schaurigen Durchläufen klar : "Jawollja, ich bin bereit für diesen 08/15-Electro, denn das hat man schon hundertmal gehört !". Nun aber mal wieder einen Hauch Sachlichkeit ins Spiel bringen : Die CD von Adam kommt mit einem hübsch verschnörkelten Cover daher - ein kleiner Schmetterling hockt lässig auf'nem Wurmhaufen in einer apokalyptischen Zerstörungsumgebung. Naja, warum nicht ? Die finster & gleichzeitig gelangweilt dreinblickenden Herren, die einen Hang zu starken Kosmetikeinsatz haben, stehen auf der Rückseite in der gleichen Umgebung - ulkig ist vor allem das von Mutti geklaute rote Abendkleid des Sängers und Masterminds Jeez. Ach ja, die 'Bruderschaft' Adam kommt natürlich nicht ohne wundervoll kitschige Pseudonyme aus. Muss ja alles in den Standart passen. Den Hörer erwarten Minuten Electro, darin enthalten sind bereits zwei alternative Versionen ihres ersten Hits (?!?) namens "Voodoo Nation". Mit dem Orginal beginnt die CD und man hört einen recht gefälligen Elektrosong. Die gewohnten Beats und Keyboardlinien werden wie aus dem geheimen Elektro-für-Dummies Lehrbuch zusammengebaut. Spannung gleich null. Naja, eine Sache ist besonders : der Gesang von Jeez kann als durchaus eigenständig gewertet werden. Nicht immer ist Eigenständigkeit etwas Positives... Wie auch der Rest klingt der Gesang bei Adam recht brutal und böse/verzweifelt. Dabei wurde aber nicht Sprech-Gesang (Suicide Commando,...), Flüstern (Wumpscut, God Module,...) oder Keifen (Hocico,...) verzerrt, sondern etwas, das nach ThrashMetalGegröle der 80er klingt. Da kann auch das netteste Verzerren nichts helfen - ThrashMetal war nie bekannt für besondere Gesangsleistungen sondern bestach durch seine Gitarrenelemente. Warum man also dieses fürchterliche, halbhohe Grölen übernehmen sollte ist mir nicht ganz klar. Klar ist aber, daß das mit der Zeit auf den Geist geht. Allein schon der Anfang von "The perfect Day to die" klingt so stümperhaft und wird zusätzlich von dumpfen Bass-Standarts niedergekloppt. Im Electro-Sektor ist es ja durchaus schwer, sich seine Berechtigung zu erkämpfen, denn es klingt halt alles recht schnell gleich (ist bei vielen anderen Musikrichtungen zugegebenermaßen nicht anders...), aber bei Adam sehe ich einfach nichts besonderes. Nicht mal einen besonderen Hit. Im Endeffekt kann man jeden der 10 Songs im Club auflegen und es werden sich einige finden, die dazu tanzen werden. Aber das muß nichts heißen. Einzig "Kaos inside" sticht mit seiner Melodie, die ein wenig klingt, als würde sie aus einem Kinderlied stammen, aus dem Wust heraus. Da das folgende "Ugly Smile" von der allerdumpfesten Dauergeballer-Sorte ist und wirklich Kopfschmerzen macht, ist jeglicher Anflug von Hoffnung schnell verflogen. Erwähnenswert ist noch das Real Life Cover "Send me an Angel" : Denn hier kann man Blutengel-Trällertanten und Herrn Pohl höchstpersönlich miterleben. Zumindest im Refrain. Daß es dazu kam ist nicht so verwunderlich, denn Adam werden über Herrn Pohl's Label Fear Section vertrieben und dann darf jeder mal ans Mikro... Eigentlich fällt das Lied bis auf irgendeinen Störfaktor positiv auf. Bis man erkennt, daß dieser Faktor alles Neue ist und man eigentlich nur die Melodie des Orginals gut findet. Also nur eine weitere Verschlimmbesserung. Beendet wird die CD (von den Coverversionen abgesehen, die auch net der Bringer sind) mit einer Ballade, die an einem vorbeizieht ohne aufzuregen oder -fallen. Da ich gleichzeitig die neue God Module zum Testen anhöre und die Stimmung und Ausrichtung beider CDs in eine sehr ähnliche Richtung geht, kann ich am Ende nur sagen, daß es wesentlich besser und kreativer gehen kann. Adam werden schnell wieder vergessen sein, wenn sie es nicht schaffen, etwas eigenes in ihre Lieder zu bringen. Wer aber beinharter Electro-Fan ist, der sollte wenigstens vor dem Kauf reinhören ob er die CD wirklich braucht oder nicht schon hundertmal im Regal hat.