Mit der im letzten Jahr erschienen Neuauflage des Debütalbums "Wildwood" (inklusive der EP "The Nightside") aus dem Jahre 2012 feierte das Duo aus Neuengland ihren Einstand mit Prophecy. Ein durchaus schönes Werk, aber nicht wirklich meine Welt - deswegen gab es an dieser Stelle auch keine Kritik zur Veröffentlichung. Mit einiger Skepsis wagte ich mich also an das nunmehr dritte Album der Herren Robb Kavjian und Neil DeRosa. Wieder vermischen die beiden unterschiedlichste Elemente aus Rock, Folk, Metal und Ambient aller Coleur, um einen Sound zu erschaffen, der der rauen, schroff felsigen aber nicht unfreundlichen Natur ihrer Heimat ein akustisches Gegenstück sein mag. Doch ganz anders als auf "Wildwood" zündet das Ergebnis bei mir von der ersten Minute an. Das Album wirkt einheitlicher, wie in Einem gegossen und schafft es, die bisweilen sehr unterschiedlichen Momente aus ruhigen Passagen, traumgleichen Momenten, rockiger Schroffheit und treibender, in minimalen Zügen schwarzmetallischer Härte homogen erscheinen zu lassen. Angenehmer Cleangesang, manches Mal auch etwas rauhere Laute - auch hier haben sich 1476 nur zum Besten weiterentwickelt. Inhaltlich wollen die beiden eine "schwach leuchtende Kerze des Lebens inmitten winterlicher Kälte und Leere" beschreiben, man will sich "mit Erfahrungen von Isolation und Entfremdung und der Vorstellung auseinander [setzen], dass ein inneres Feuer unter der gefrorenen Oberfläche schwelt, ein Drang zur Überwindung dieser Hindernisse". Auch wenn man solche Beschreibungen schon hundertfach von Bands gelesen hat, muss ich doch für mich attestieren, dass ich genau diese Motive in der Musik jeden einzelnen Stückes wiederfinde. Die ersten acht Songs sind großartig, insbesondere das im Refrain ungemein kraftvoll gelöste "Odessa" und das rockig vorantreibende "Solitude (interior)" mit stimmungsvollen guturalen Vocalausbrüchen im Refrain, die geschickt in den Hintergrund gemischt nicht verschrecken, sondern noch einmal die Dramatik nach oben treiben. Das entspannte "By torchlight" sollte im Reinhörcheck auch unbedingt beachtet werden..... .....oder man schlägt einfach blind zu. Denn 'Our seasons draws near' ist ein ausgereiftes Album mit vielen tollen Stücken, die sehr gut für sich stehen können und gleichzeitig ganz wunderbar ein schlüssiges Gesamtwerk bilden, das schon jetzt ein Kandidat meiner "Best of 2017" Liste ist. Der einzige Kritikpunkt, den ich mir hier aus den Fingern lutschen könnte: Eine Veröffentlichung im Herbst wäre noch ein kleines Stück stimmungsvoller gewesen. Das ist mal Jammern auf hohem Niveau.