Ein musikalisches Projekt mit dem Zweitnamen „Revolution“ verleitet vorab zu allerlei Assoziationen, sei es mit umwälzenden Soundcollagen, gewagter Implementierung seltener Instrumente oder gar revoltierenden politischen Botschaften. Doch der sympathische, bodenständige Jan, der seine Wurzeln eindeutig im tanzbaren, melodischen Electro sieht, bietet mit seinem Zweitalbum „Return To Sender“ brave, nichtsdestotrotz interessante synthetische Popsongs mit dem gewissen Mitsing-Faktor. „JanRevolution“, so das Pseudonym von Jan und seinem Mitstreiter Thomas, hat sich für die Veröffentlichung Zeit gelassen.

Vor knapp zwei Jahren wurden erste Hörproben auf die ungeduldigen Facebook-Follower losgelassen, über den weiteren Prozess zwischen Komposition, Produktion, Mastering und Promotion hielt uns Jan stets zuverlässig auf dem Laufenden. Das in sein musikalisches Baby investierte Herzblut macht sich nicht nur beim Betrachten des professionell produzierten Videos zur Vorab-Single „A Man Without Return“ bemerkbar, auch die in Eigenverantwortung in Auftrag gegebene Pressung der CD nötigt in Zeiten streamenden Discount-Musikhörens Respekt ab. Die Verpackung ist somit zu 100% stimmig, am Inhalt dürften sich die Geister scheiden. Jene Revolutionäre, die auf der Suche nach Innovation die Kopfhörer aufsetzen, dürften angesichts bekannter, etablierter Future-Pop-Rhythmen von ihren aufrührerischen Gedanken Abstand nehmen. Doch für treue Verfechter besagten Genres bietet die Platte ausreichend Abwechslung, um sich vor den bekannten Zugpferden nicht verstecken zu brauchen.

„Here Forever“ knüpft an selige Namnambulu-Zeiten an, insbesondere der Refrain würde auch auf dem Klassiker „Memories“ eine gute Figur abgeben. Mit „Reminiscence“ erweist Jan der elektronischen Lost Area-Ära eine wertschätzende Reminiszenz und bei „Our Time“ werden Chris Pohls Blutengel sound- und gesangstechnisch übertroffen. Diese drei Songs weisen ähnliches Hitpotenzial wie das eingangs erwähnte „A Man Without Return“ auf, bei dem der elektronisch rockende Chorus und die sich gekonnt überschlagene Stimme die Zutaten einer würdigen Single aufweisen. Qualitative Abstriche müssen beim deutschsprachigen „Freier Fall“ gemacht werden, das für meinen Geschmack mit zu viel Pathos aufwartet, aber musikalisch durchaus neue Facetten der Band offenbart.

Schwächster Track ist mit Abstand das klanglich reduzierte „Momente“ - für hymnische Weltschmerzballaden kommt Jans Stimme einfach nicht kraftvoll genug rüber, so dass er den Fokus korrekterweise auf schnellere, überwiegend tanzbare Songs legte. Das recht hohe Niveau der Eigenkompositionen bestätigen die drei abschließende Remixe nur zum Teil. Zwar liefern die beteiligten Protagonisten wie z.B. Vasi Vallis (Frozen Plasma) hochwertige Produktionen ab, doch sind die Unterschiede zu den Originalen nur marginal und zeigen kaum neue Aspekte auf, die den Hörer langfristig zu fesseln vermögen.

Trotz derlei Einschränkungen spricht JanRevolution mit seinem liebevollen Album alle Genrefans an, die nach Kauf der CD wohl keine Gedanken an das titelgebende Motto „Return To Sender“ verlieren werden.